Sonntag, 2. Oktober 2022

Die Schatzkammer der vier Ringe - „Einblicke – Die Fahrzeugsammlung der Audi AG“ von Ralf Friese und Stefan Warter bei Delius Klasing

Wer sich für Audi beziehungsweise für die alte Auto Union interessiert, kennt mit Sicherheit das museum mobile in Ingolstadt, das Audi Forum in Neckarsulm oder das August-Horch Museum in Zwickau. Dort finden sich immer wieder wechselnde Exponate aus der inzwischen riesigen Fahrzeugsammlung. Um die Dimensionen einschätzen zu können, ein paar Zahlen: 1987 bestand der Fahrzeugpark von Audi gerade einmal aus 35 Autos und 15 Motorrädern. Inzwischen spricht man von der unglaublichen Zahl von 727 Kraftfahrzeugen und rund 200 Zweirädern. Untergebracht ist dieser riesige Fuhrpark in verschiedenen Depots in und um Ingolstadt. Da Privatpersonen nur in ganz seltenen Fälle Zugang zu diesen „heiligen Hallen“ bekommen, ist es sehr sinnvoll, dass durch dieses neue Buch eben Einblicke geschaffen werden, wie der Titel sagt. Natürlich wollten Ralf Friese als Autor und Stefan Warter als Fotograf keinen Katalog der Sammlung erstellen, das wäre bei den vielen neueren Typen vielleicht etwas langweilig, Audi ist schließlich bestrebt, von jedem Produktionsmodell auch die wichtigsten Varianten zu erhalten. So besteht das Buch aus einer Menge Übersichtsfotos, die teils an die bei Kindern beliebten Wimmelbilder erinnern, man kann sich auf die Suche nach Prototypen und Sondermodellen begeben, die zwischen ganzen Reihen von „normalen“ Autos versteckt sind.

Einige besonders prägnante, ausgefallene, oder historisch wichtige Fahrzeuge haben die Autoren herausgegriffen und ihnen eine ausführlichere Betrachtung, auch mit historischen Fotos, zukommen lassen. Vom Audi Alpensieger über den Achtzylinder Audi Imperator den Wanderer W 25 K, den für den Vorstand Dr. Bruhn noch 1953 gebauten Horch, den DKW Kunststoff-Kleinwagenprototyp STM III oder den NSU „Uruguay“ P6, einen Kombi für Südamerika, spannt sich der Bogen bis hin zur nur zweimal gebauten Audi RS2 Limousine von 1995. Natürlich werden legendäre Zweiräder nicht vergessen, ebenso die zahlreichen Exponate mit Renn- oder Rallyesport-Bezug. So entstand nicht nur ein Fotoband zum Betrachten und Bewundern, sondern ein auch unter historischen Aspekten interessanter Lesestoff. Amüsant finde ich den Audi 50 LS, den sein Erstbesitzer, ein Eisenbahner, nach 43 Jahren mit 32.604 km Laufleistung abgab. Der hellblaue Kleinwagen steht jetzt im Originalzustand im Depot, natürlich mit zeitgemäßen Lammfellbezügen, Feuerlöscher auf der Mittelkonsole und Original-Betriebsanleitung. Erstaunlich, wie viele Prototypen über die Jahre zusammenkamen, Stars wie der Audi RS Spyder, das A8 Coupé, die Pininfarina-Studien auf Basis des NSU Ro 80 und Audi Quattro, aber auch das Filmauto aus „I Robot“, der Audi RSQ mit seinen Radkugeln. Es gibt noch viel mehr zu entdecken, der Appetit dürfte geweckt sein.

Abgesehen davon, dass dieses Buchprojekt hoch interessant ist, kann man sich, wie von Delius Klasing gewohnt, über die Qualität von Bildwiedergabe, Druck und Verarbeitung freuen, auch das Layout und die Gestaltung werden dem Thema gerecht. Die Texte sind fundiert geschrieben, meist lässt man die Bilder wirken und zählt nicht unter jedem Foto auf, welche Fahrzeuge zu sehen sind. Einziger Wermutstropfen aus meiner Sicht ist, dass sehr viele Fotos über den Bund gezogen sind und dadurch immer etwas verlorengeht. Ansonsten kann man sich bei den Machern dieses Werks für diese „Einblicke“ zu Recht bedanken.

„Einblicke – Die Fahrzeugsammlung der Audi AG“ von Ralf Friese und Stefan Warter wurde von der Auto Union GmbH beim Delius Klasing Verlag herausgegeben, 256 Seiten, 385 Abbildungen, ISBN 978-3-667-12529-3, Preis in Deutschland 59,- €.

Fotos und Rezension: Rudi Seidel

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