Donnerstag, 3. März 2022
Eine Erfolgsgeschichte, in 1:43 nachgestellt - Roger Penske & Mark Donohue 1966-1975
Sicherlich hat jeder motorsportinteressierte Sammler mindestens eines der leuchtend dunkelblauen Rennautos im Sunoco-Design in der Vitrine stehen. Die Geschichte des Teams und der beiden wichtigsten Köpfe ist hochinteressant und lässt sich gut mit Modellen in 1:43 darstellen.
Der am 20. Februar 1937 in Ohio geborene Roger Penske erkannte früh sein Talent als Rennfahrer, aber auch als Geschäftsmann. Bereits als Hochschulabsolvent bestritt er einige Rennen, der erste Sieg kam 1959 in Lime Rock auf einem Porsche Spyder. Weitere Erfolge führten Penske bis zu Einsätzen in der Formel 1, immerhin belegte er bei den GP der USA 1961 und 1962 die Plätze 8 und 9 mit nicht besonders konkurrenzfähigem Material. Bekannt wurde er 1962 auch durch die Entwicklung des Zerex Special, eines „zweisitzigen“ Sportwagens auf Basis eines Cooper Formel 1-Chassis. Für 1963 wurde der unter weitester Auslegung der Regeln konstruierte Zerex für illegal erklärt, man passte ihn aber noch einmal an, um ihn Ende der Saison 1963 an einen gewissen Bruce McLaren zu verkaufen, der daraus die Keimzelle seiner erfolgreichen CanAm-Renner entwickelte. Mit dem von Dupont hergestellten Frostschutz „Zerex“ als Namensgeber für das Rennauto war Penske übrigens auch ein Pionier der Geldbeschaffung durch Sponsoring. Gleichzeitig begann er , bei einem Chevrolet-Händler in Philadelphia zu arbeiten, bereits zwei Jahre später war er Besitzer der Firma, mit der er sein noch heute existierendes Imperium begründete. Im Jahr 1964 kam die Einsicht, dass Business und Racing nicht mehr zu vereinbaren waren, so suchte er einen Piloten für seine weiteren Rennaktivitäten. Bei der Beerdigung des Fahrerkollegen Walt Hansgen traf er den nahezu gleichaltrigen Mark Donohue, der bereits drei Amateurmeisterschaften in den USA gewonnen hatte, und man einigte sich darauf, dass Mark sich neben seinem Job um Penske Racing kümmerte, er bekam 50 $ pro Tag dafür. Bereits nach einem Jahr wurde Penske Racing ein Full Time Job, den er perfekt erledigte. Neben seinen fahrerischen Fähigkeiten war er als Maschinenbau-Ingenieur in der Lage, die Einsatzfahrzeuge weiterzuentwickeln. So hatten sich zwei Alphatiere getroffen, die sich aber aufgrund ihres unterschiedlichen Wesens optimal ergänzten. „The Captain“ Penske war der in der Öffentlichkeit stehende, erfolgreiche Geschäftsmann, „Captain Nice“ Donohue der introvertierte Tüftler, der, wie er auch in seiner Biographie schrieb, durchaus auf der Suche nach dem „unfair advantage“ war, vor allem, wenn es um die Auslegung von Regeln ging.
United States Road Racing Championship und CanAm 1966 - 1969
Penske Racings erste Einsätze erfolgten 1966 mit einem von der Ölfirma Sunoco gesponserten Lola T70 Spider in der amerikanischen Straßenmeisterschaft (USRRC), nach zwei Pleiten und einem Crash, der zur Zerstörung des ersten Chassis führte, gelang mit neuem Auto der erste Sieg, rechtzeitig, um den Sponsor zufrieden zu stellen. Nach der USRRC kam das allererste Can-Am-Rennen, in St. Jovite löste sich ein Bremsschlauch, der folgende Unfall war das Ende des zweiten T70-Chassis. Aller guten Dinge sind drei, mit dem dritten Lola gelang beim dritten Lauf der erste Sieg in der Can-Am für Penske Racing, am Ende der Saison war nur John Surtees mit dem Werksauto von Lola besser. Für 1967 optimierte Donohue den T70, wie man am Spark-Modell sehen kann. Breitere Räder und Karosserie sowie ein Heckflügel verbesserten die Straßenlage, in der USRRC war man damit das Maß der Dinge und Donohue gewann sechs von sieben Läufen. Die großen Gegner warteten erst in der Can-Am, gegen die neuen McLaren M6A war kein Kraut gewachsen, für Mark und seinen neuen Teamgefährten George Follmer blieben nur zwei zweite Plätze und Rang vier und sechs gesamt. Damit war die Zeit des Lola T70 Spider für Penske beendet.
Für 1968 kaufte man einen der McLaren M6A und präparierte ihn Penske-like, vor allem die blaue Lackierung mit den feinen goldgelben Streifen ließ das Auto sehr attraktiv aussehen, wie auch die Miniatur in 1:43. Wieder blieb Donohue in der USRRC ungefährdet, da die Serie nicht fortgesetzt wurde, war er der letzte und einzige Doppelsieger. In der Can-Am war man wieder unzufrieden, gegen den neuen McLaren M8A war der Rest des Feldes chancenlos, Mark nutzte lediglich den Doppelausfall der Bruce & Denny-Show in Bridgehampton für seinen einzigen CanAm-Saisonsieg. Für 1969 plante man mit einem neuen Lola T163, aber durch die Belastung mit anderen Einsätzen, wie später zu lesen ist, blieb es Stückwerk, was sehr untypisch für Penske war. Man zog deshalb einen Schlussstrich unter diese Meisterschaft. Das war aber nicht das letzte Wort, wie man noch sehen wird!
Trans-Am 1967 - 1971
Die 1966 begründete Trans-Am (Trans American Sedan Championship), bei der vor allem die relativ neuen „Pony Cars“, wie Ford Mustang, Plymouth Barracuda usw. teilnehmen sollten, stieß bei Penske naturgemäß auf großes Interesse, als Chevrolet-Händler sah man Chancen, den neuen Camaro erfolgreich und werbewirksam einzusetzen. Donohue baute auf Basis eines serienmäßigen Z 28 ein Rennauto, das allerdings bei seinem ersten Auftritt in Daytona vor allem durch mieses Handling und ebensolche Bremsen auffiel. Für die zweite Saisonhälfte bekam man die Probleme in den Griff, mit drei Laufsiegen reichte es immerhin für Platz 2 in der Wertung, die ja für Marken galt, nicht für Fahrer. Damit hatte man Blut geleckt und investierte mehr in Entwicklung und Vorbereitung der Camaros, was 1968 und 1969 zu zwei Meisterschaften für Penske Racing sorgte. Dazu gibt es von Spark beide Siegerfahrzeuge. Die mangelnde Unterstützung durch General Motors und das Interesse von American Motors, an den Rennen erfolgreich teilzunehmen, führte dazu, dass Roger Penske auf den AMC Javelin umstieg. Nach einem Übergangsjahr holte man sich 1971 die dritte Trans-Am-Meisterschaft, um danach die Rennserie zu verlassen, deren beste Zeit vorbei war. Schade, dass es von dem blau/weiß/roten Javelin kein Spark-Modell gibt.
Langstreckenrennen 1966 - 1973
Auch bei der Markenweltmeisterschaft gab es Einsätze seitens Penske Racing, allerdings 1966 und 1967 noch ohne Mark Donohue, der zu dieser Zeit noch im Ford GT-Programm beschäftigt war. Im folgenden Jahr trat man mit dem Trans-Am-Camaro sowohl bei den 24 Stunden von Daytona als auch bei den 12 Stunden von Sebring an. Während Daytona erfolglos endete, schaffte man in Sebring mit zwei Camaros die Plätze drei und vier hinter zwei Porsche 907 sowie den Klassensieg. 1969 kam der Aufstieg in die erste Liga mit einem Lola T70 Mk III Coupé, das Teil eines Großeinkaufs in England war, neben dem in der Can-Am erfolglosen T163 kaufte Roger Penske auch noch zwei Monoposti für Einsätze in Indianapolis ein. Wie gewohnt, wurde der T70 bis ins kleinste perfekt vorbereitet und attraktiv lackiert, in Dunkelblau mit feinen gelben Verzierungen sah das Coupé toll aus, was sich allerdings während des Rennens ändern sollte. Leider hielt der neue Auspuff nicht lange und so blieb der Donohue/Hobbs-Lola 1,5 Stunden in der Box und kam mit hoffnungslosem Rückstand auf fünf (!) Werksporsche zurück. Am Ende lachte das Penske-Team doch noch, nachdem die Stuttgarter einen Totalausfall erlebten. Der reichlich ramponierte T70 ging als Sieger durchs Ziel, von Spark gab es dazu eine Finish-Line-Version. Bei den 12 Stunden von Sebring brach leider die Hinterradaufhängung und der geplante Auftritt in Le Mans scheiterte schlicht und ergreifend daran, dass der Lola inklusive Anhänger vom Motelparkplatz in Daytona Beach gestohlen wurde und auf Nimmerwiedersehen verschwand.
Ein Comeback auf der Langstrecke erfolgte erst 1971, dazu setzte Roger Penske einen Ferrari 512 ein, den der Exklusiv-Autohändler Kirk F. White kaufte. Wie üblich wurde das Auto komplett zerlegt, optimiert und auf 512M-Standard gebracht, optisch war auch dieses Rennauto eine Augenweide. In Daytona war man der Konkurrenz anfangs überlegen, leider kam es zu einem Unfall, so endete der fast nur noch mit Tape zusammengehaltene Ferrari unter Donohue/Hobbs immerhin noch auf Platz 3. Bei den 12 Stunden von Sebring gab es einen Zwischenfall mit Pedro Rodriguez auf Gulf-Porsche, der den überrundenden Sunoco-Ferrari rammte, die Reparatur war langwierig und das Resultat Platz 6, lachender Dritter war Martini-Porsche, die sich den Sieg holten. Sowohl bei den 24 Stunden von Le Mans als auch in Watkins Glen kam der schnelle, aber unzuverlässige 512M nicht ins Ziel, ein insgesamt nicht zufriedenstellendes Abenteuer mit dem Auto aus Maranello! Das Modell dazu gab es als Le Mans-Version bei Look Smart.
Die beiden Einsätze 1973 waren eher eine Marketingaktion. Immerhin war Penske in diesem Jahr bereits bei Indycars, Can-Am, NASCAR und Formel 5000 unterwegs, das hätte sicherlich gereicht. Aber Porsche wollte den neuen Carrera RS in den USA promoten, deshalb bekamen Peter Gregg und Penske für die 24h von Daytona nagelneue Porsches, die mehr oder weniger rennfertig aufgebaut waren. Tatsächlich holte der Brumos-Carrera unter Gregg/Haywood den Sieg und der Sunoco-Porsche von Donohue/Follmer fiel sechs Stunden vor Rennende mit Motorschaden aus, nachdem er lange in Führung lag. Für die sechs Stunden von Watkins Glen erfolgte eine ähnliche Aktion, diesmal allerdings mit Langheck-Carrera RS, die als Prototypen starten mussten. Die Konkurrenz der echten Prototypen von Matra, Ferrari und Mirage hielt diesmal durch, immerhin kam das Sunoco-Auto auf Platz 6 vor dem Brumos-Porsche ins Ziel. Der Daytona-Carrera RS ist ein Minichamps-Modell, das Langheck gab es von Spark und fehlt leider noch in meiner Sammlung.
Der Daytona-Sieg von 1969 blieb der einzige Lichtblick für das erfolgsverwöhnte Team im Langstreckenmotorsport, deshalb entschied Roger Penske, dass man sich auf die anderen Serien konzentrieren wollte, erst 2005 sah man sein Team wieder bei diesen Rennen mit dem Porsche RS Spyder.
Formel 1 und Indycars 1968 - 1973
Hier will ich mich kurz fassen und möchte nur zeigen, wie vielseitig Team und Fahrer waren. Bereits 1968 trat Penske Racing bei den Indycars an, zuerst mit einem Eagle-Chassis von Dan Gurney, dann 1969 und 1970 mit Lolas und ab 1971 mit dem McLaren M 16, der dem Team und Mark Donohue 1972 den ersten Sieg in Indianapolis bringen sollte, auch hier kam ein Modell von Spark, ebenso wie vom 1971 in der Formel 1 gefahrenen McLaren M 19A. Die zwei Einsätze am Ende der Saison waren Schnellschüsse, das Rennauto war nur vom Werk gemietet, aber tatsächlich gelang Mark Donohue bei seinem ersten Grand Prix gleich ein dritter Platz! Beim GP der USA musste wegen Terminüberschneidungen David Hobbs ran und belegte Platz 10. In Indianapolis 1973 kam es zum tödlichen Unfall von Swede Savage und Marks Offenhauser-Triebwerk ging in Rauch auf. Zum Ende der Saison erklärte Donohue seinen Rücktritt vom Rennsport, den er leider für Penskes neues Formel 1-Projekt revidierte. Tragisches Ende dieser Geschichte war der Tod von Captain Nice beim Training zum GP Österreich 1975. Während das Penske Racing Team in der Formel 1 nur einen GP mit John Watson gewinnen konnte und sich nach 1976 zurückzog, läuft die Erfolgsstory bei den Indycars bis heute weiter.
Can-Am 1972 - 1973
In Le Mans 1971 waren die Porsche-Leute beeindruckt von der Professionalität des Penske Racing Teams, und als man einen Einsatz bei der Can-Am ins Auge fasste, schien die Kombination Penske/Porsche vielversprechend zu sein. Vor allem Mark Donohue als Rennfahrer und gleichzeitig Entwickler war für dieses Projekt von unglaublichem Wert. Die Saison 1972 begann noch holprig, beim ersten Rennen reichte es nach Problemen „nur“ für Platz 2, beim Testen für den zweiten Lauf verlor Mark die Motorhaube und den Heckflügel, im Gegensatz zu Bruce McLaren 1970 überlebte er den folgenden Unfall, allerdings mit ernsthaften Verletzungen. Ersatzmann George Follmer holte die Meisterschaft, während Mark zu den letzten drei Rennen wieder antreten konnte, wobei ihm noch ein Sieg gelang. Das Modell des weißen, von L&M gesponserten Porsche 917/10 TC kommt von TSM, wurde aber bei Spark produziert. Den verdienten Titel des Can-Am-Meisters holte Captain Nice dann 1973 mit dem weiterentwickelten 917/30 TC, sicherlich einem der beeindruckendsten Rennautos aller Zeiten. Das Modell stammt von Minichamps. Einen Sondereinsatz bekam der Porsche dann noch im Jahre 1975. Mark Donohue preschte mit dem rot lackierten 917/30 mit einem Rundendurchschnitt von fast 356 km/h um den Talladega Superspeedway, ein Rekord, der fast 20 Jahre Bestand hatte. Bizarre lieferte dazu eine Miniatur in 1:43.
Mark Donohue hatte zusammen mit Penske eine nahezu unglaubliche Erfolgsbilanz: 12 Siege bei der USRRC, neun bei der Can-Am, den Daytona 24-Sieg 1969, 31 Siege bei der Trans-Am, den Indy-Sieg 1972, dazu noch zwei Siege in der Formel A und einen beim NASCAR Winston Cup. Umso tragischer, dass er nach seinem Rücktritt doch noch die Herausforderung Formel 1 annahm und den Rennfahrertod starb.
Falls Spark oder auch ein anderer Hersteller auf die Idee käme, den AMC Javelin von der TransAm oder den AMC Matador, mit dem Mark Donohue 1973 sein einziger NASCAR-Sieg gelang, in 1:43 zu produzieren, wäre ich sofort dabei, ansonsten kann man die gemeinsame Zeit der beiden Captains in der Sammlung gut nachstellen.
Fotos und Text: Rudi Seidel