Mittwoch, 11. August 2021

auto & modell unterwegs: Sonderausstellung Fiat 127/Pio Manzù im Museo dell'Automobile in Turin

Unser Italien-Korrespondent Bruno Boracco hat für uns das Museo dell'Automobile in Turin (Mauto) besucht und Eindrücke der derzeit laufenden Sonderausstellung "Che Macchina! - What a Car!" zum 50jährigen Jubiläums des Fiat 127 gesammelt. Besonders interessant ist die Dokumentation des Schaffens von Pio Manzù, dessen letztes Projekt das Design des kleinen Fiat darstellte.

Der 1971 präsentierte Fiat 127 war der erste moderne Kleinwagen der Turiner, die Technik hatte man bereits beim in kleinerer Serie gebauten Autobianchi A112 getestet. Wer in den 70er Jahren mit dem Autofahren startete, hat sicherlich Erinnerungen an oder Erfahrungen mit dem 127, für damalige Verhältnisse ein flottes und geräumiges Auto. In der Sonderausstellung stehen einige wichtige Modelle, natürlich die Ursprungsversion mit kleiner Kofferklappe, aber auch spätere Varianten wie der Top, der Sport, der Kombi Panorama und der bei Lamborghini(!) gefertigte Rustica, der zwar keinen Allradantrieb besaß, aber optisch leicht auf Geländewagen getrimmt war.

Sehr schön finde ich, dass auch an den Designer des ersten 127 erinnert wird, den leider viel zu früh bei einem Verkehrsunfall verstorbenen Pio Manzù. Der 1939 in Bergamo geborene Sohn des berühmten Bildhauers Giacomo Manzù absolvierte an der Hochschule für Gestaltung in Ulm. Bereits 1962 machte er auf sich aufmerksam, als er mit zwei Kommilitonen (Michael Conrad und Henner Werner) einen Designwettbewerb des Jahrbuches „Auto-Jahr“ gewinnen konnte. Sein Entwurf eines modernen Coupés auf Basis des Austin Healey 3000 wurde bei Pininfarina in einem voll funktionsfähigen Einzelstück verwirklicht. Aufsehen erregte die Zusammenarbeit mit Fritz B. Busch, aus der die Prototypen Autonova GT und Fam hervorgingen, ein prägnantes, kompaktes Coupé auf NSU-Basis und der Vorgriff auf die später populären Minivans, beide wurden 1965 auf der IAA in Frankfurt präsentiert. Das erste Projekt für Fiat stellte 1968 das City Taxi dar, ein extrem kompakter Entwurf für ein großstadttaugliches Taxi auf Basis des Fiat 850. Ein Exemplar dieses Autos ist ebenfalls im Original zu sehen. Im gleichen Jahr kam noch das Autobianchi Coupé, ein gelungener Entwurf für einen Mittelmotorsportwagen, der viele spätere Serienautos beeinflusste. Mit dem Fiat 127 durfte der junge Manzù sein erstes und leider einziges Großserienauto zeichnen und entwickeln, die Präsentation dieses Erfolgsmodells durfte er nicht mehr erleben. Im Mauto kann man auch andere Designobjekte dieses extrem begabten Mannes bewundern, von der Tischuhr bis zu Stühlen hat Manzù zeitlose Formen geschaffen. Ein von ihm 1967 geschaffener Sessel wurde 2012 neu aufgelegt!

Wen der Weg ins Piemont führt, sollte auf jeden Fall Turin einplanen, eine wirklich schöne und historisch hoch interessante Stadt. Die Sonderausstellung "Che Macchina!" kann noch bis zum 5. September besichtigt werden, parallel läuft bis 12. September eine ebenfalls sehr schöne Sonderausstellung über Pininfarina. Aber das Mauto ist sowieso immer einen Besuch wert. Weitere Informationen findet man unter www.museoauto.com

Fotos: Bruno Boracco, Text: Rudi Seidel

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