Montag, 26. Oktober 2020
Zum 40-jährigen Jubiläum - "Unsere 4 Monte-Siege" von Christian Geistdörfer bei Delius Klasing
Christian Geistdörfer, Copilot und kongenialer Partner der Rallyelegende Walter Röhrl, nimmt den 40. Jahrestag ihres ersten Sieges bei der Rallye Monte Carlo zum Anlass, auf alle Teilnahmen der beiden bei der größten aller Rallyes zurückzublicken.
Wie der Titel sagt, geht es nicht um die gesamte Rallyekarriere des Duos, sondern in erster Linie um die Erlebnisse und Erfolge im Fürstentum. Walter Röhrl war bereits 1973 am Start, damals mit einem nahezu serienmäßigen Opel Commodore GS/E, mit dem er aufgrund seiner Fahrweise für Furore sorgte, leider spielte die Technik nicht mit und es blieb lediglich Platz 45 im Gesamtklassement. Nach der ölkrisenbedingten Absage 1974 gab es noch drei weitere Auftritte mit Opel, neben zwei Ausfällen war der vierte Platz 1976 mit einem Kadett GT/E der erste Höhepunkt. Ab diesem Jahr war Geistdörfer bereits Teil des Teams, er fuhr gemeinsam mit dem Rallye-Professor Rauno Aaltonen als Eisspion für Walter Röhrl und seinen Copiloten Jochen Berger. Dann ging es nach Italien zu Fiat, wo das Dreamteam zusammenkam. 1978 wäre der Sieg schon möglich gewesen, leider blockierte Teamkollege Verini nach einem Dreher die Strecke, die verlorenen 4 Minuten fehlten am Ende, Das nächste Jahr brachte einen Motorschaden, aber 1980 erfüllte sich der Traum und wie es dann weiterging, dürfte allgeemein bekannt sein, vier Siege mit vier verschiedenen Autos! In den letzten beiden Jahren der Gruppe B hatten Peugeot und Lancia die besseren Fahrzeugkonzepte, dennoch konnten Röhrl/Geistdörfer mit Platz 2 und 4 vorne mitfahren. Und die letzte gemeinsame Monte bestritten die beiden mit dem „Taxi“ Audi 200 quattro. Die wilde Fahrt mit dem dicken Auto, das mit 180 kg Mehrgewicht gegenüber den Lancia Delta antrat, endete auf einem grandiosen dritten Platz! Nachdem Walter Röhrl seine Rallyekarriere beendet hatte, fuhr Christian Geistdörfer noch zwei Jahre mit Mazda und Hannu Mikkola weiter, zum Abschluss gab es noch einmal Platz 4.
Der Autor wählte einen chronologischen Aufbau, jede Rallye wird konsequent abgehandelt. Zuerst die Daten der Rallye und des Einsatzfahrzeugs und dann die Abfolge der Ereignisse, Ergebnisse der Sonderprüfungen sowie der Endstand. Bevor die nächste Monte startete, gibt Geistdörfer einen kurzen Zwischenbericht, was das Rallyejahr sonst noch brachte. Die Bildauswahl dazu ist hervorragend, natürlich zeigt ein Großteil die Titelhelden und ihre Autos, aber auch die Gegnerschaft und die Kollegen kommen nicht zu kurz. Sehr interessant ist ein Bild von 1980, wo der in Fiat-Deko gestaltete Siegerwagen vor dem noch in Alitalia-Farben lackierten Servicefahrzeug steht, eigentlich war Alitalia als Sponsor nicht mehr aktuell. Man kann dieses Werk wirklich flüssig lesen, der Ablauf einiger Rallyes sorgt für Spannung, erfreulich ist auch der angenehme Schreibstil. Manche der Geschichten und Anekdoten kennt man natürlich, wenn man die vor vier Jahren erschienene Biographie Geistdörfers gelesen hat, aber dennoch ist dieses Buch für den Rallyefan sehr lesenswert. Die Qualität ist, wie bei Delius Klasing nicht anders zu erwarten, sehr gut, Layout, Druck und Bildwiedergabe sind hochwertig und das Lektorat hat gut gearbeitet, allerdings übersehen, dass der ehemalige FIA-Präsident Jean-Marie Balestre sich nur mit einem "l" schreibt. Der Preis für dieses Werk ist durchaus selbstbewusst angesetzt, 49,90 Euro ist schon eine Ansage.
„Unsere 4 Monte-Siege“ von Christian Geistdörfer ist wie gesagt bei Delius Klasing erschienen, 224 Seiten, 280 Abbildungen, ISBN 978-3-667-11981-0, Preis 49,90 Euro
Rezension: Rudi Seidel