Sonntag, 17. Mai 2020

Ausführliche Biographie - "Otto Mathé, Tirols einarmiger Teufelskerl" von Siegfried C. Strasser in der Edition Tirol

Wer sich für den Automobilsport kurz nach dem 2. Weltkrieg interessiert, kennt natürlich den Tiroler Otto Mathé, der trotz seiner Behinderung in der Lage war, sehr flott auf Rennpisten und Bergrennen unterwegs zu sein. Besondere Berühmtheit errang er natürlich auch durch seinen Fuhrpark, der neben Gmünd-356 und dem Berlin-Rom-Wagen noch den selbst konstruierten Fetzenflieger umfasste, ein echtes Unikum auf VW-Basis, das wir dank Autocult sowohl in 1:43 als auch in 1:18 in der Vitrine parken dürfen.

Bereits vor einigen Jahren hat sich die Journalistin Gabriele Geutebrück der Aufgabe gestellt, eine Biographie von Otto Mathé zu schreiben, dank ausführlicher persönlicher Kontakte gelang ihr ein lesenswertes Büchlein, das inzwischen mehrfach aufgelegt und erweitert wurde. Siegfried C. Strasser, bereits bekannt durch einige Veröffentlichungen (Gaisberg, Rossfeld, Gerhard Mitter, Franz Albert), wollte es nun genauer wissen und hat versucht, bis in die Tiefe des Lebenslaufs Otto Mathés zu recherchieren. Das zutage geförderte Bildmaterial ist aller Ehren wert, sowohl von der Familie als auch von den vielen Renneinsätzen finden sich bisher unbekannte, hoch interessante Fotos. Sehr spannend die Nachforschungen über die verschiedenen Fahrzeuge aus Mathés Bestand, leider verlaufen die Spuren manchmal im Sand. Sehr aktuell der Bericht über die gescheiterte Versteigerung des Berlin-Rom-Wagens durch Sotheby's, allerdings muss ich den Namen des Münchner Vorbesitzers korrigieren: Der erwähnte Josef Schörghuber war ein Bau- und Braumogul, der völlig überraschend bereits 1995 verstarb. Der Autofan und zeitweise Besitzer des VW war sein Sohn Stefan, der die Leitung der Firmengruppe übernahm, aber bereits 2008 im Alter von 47 noch überraschender als sein Vater starb. Überhaupt bleibt der Autor bei seinen Nachforschungen leider oft stecken, es existieren eben auch kaum mehr Zeitzeugen, die etwas berichten oder korrigieren könnten. Mir persönlich gefallen aufgestellte Hypothesen, wie zum Beispiel über Mathés Verhalten während des Dritten Reichs, nicht so besonders, wenn auch eher deutlich wird, dass er eben dort mitgemacht hat, wo er einen Vorteil für sich gesehen hatte.

Es ist sicherlich bewundernswert, welche Arbeit der Autor in dieses Buch investiert hat, dennoch hätte ich mir gewünscht, dass ein guter Lektor sich damit befasst hätte, manches wiederholt sich, oft verfällt Strasser für mich zu sehr in einen Erzählton, und überhaupt hätte man das Werk etwas besser strukturieren können.

Dennoch bleibt als Fazit, dass man alleine aufgrund der Rennberichte, der abgedruckten Ergebnisliste und des Bildmaterials an diesem Buch kaum vorbeikommt, wenn man genaueres über die Geschichte des "Tiroler Teufelskerls" wissen will.

"Otto Mathé, Tirols einarmiger Teufelskerl" von Siegfried C. Strasser ist im Verlag Edition Tirol erschienen, 150 Seiten mit zahlreichen Abbildungen, ISBN 978-3-85361-241-5, und kostet wirklich preiswerte 24,90 Euro.

Rezension: Rudi Seidel

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