Montag, 2. März 2020

auto & modell unterwegs: Gulf und Voisin als Höhepunkte der Retroclassics 2020 in Stuttgart

Wie viele andere Großveranstaltungen wurden auch die Retroclassics in Stuttgart vom derzeit allgegenwärtigen Coronavirus beeinflusst, der Veranstalter musste trotz der herausragenden Sonderschauen zum 20-jährigen Jubiläum mit einem Drittel weniger Besuchern zufrieden sein. Dem Vernehmen nach ließ allerdings der harte Kern der echten Interessenten und vor allem der finanzkräftigen Klientel sich nicht abschrecken und sorgten für Zufriedenheit bei den Ausstellern. Das Angebot war aber auch riesengroß, bei Autos wie dem Porsche 911 oder den gängigeren Mercedes SL konnte man sich Version und Farbe aussuchen wie früher aus dem Katalog. Wir wollten allerdings zumindest nicht in 1:1 einkaufen und begaben uns wie gewohnt auf die Suche nach Raritäten. Das Angebot an Buch- und Modellautohändlern war interessant, vor allem Gilena aus Brescia versorgt den Fan mit den neuesten Werken nicht nur aus Italien, sondern weltweit. Bei der heutigen Fülle an Büchern und den teilweise abgefragten Preisen ist es sehr angenehm, erst einmal einen Blick hineinzuwerfen. CK Modelcars war mit einem Verkaufswagen angetreten, in erster Linie verkaufte man preiswerte Modellautos und stark reduzierte Bücher. Bei der Automania sah man gewohnte Gesichter und Tische, wie auch den Riesenstand mit Kioskmodellen aus Italien. In der eigentlichen Italienerhalle bot Max Polo aus Grosseto unter anderem eine große Vielfalt alter Diecastmodelle zu anständigen Preisen, an einer originalverpackten De Tomaso Mangusta von Corgi Toys gab es für mich kein Vorbeikommen, so werden Kindheits- bzw. Jugenderinnerungen wieder wach.

Am Ende des Tages geht man dann wegen der weiten Wege durch insgesamt neun Hallen schlapp, aber wegen der gewonnenen Eindrücke und der erfolgreichen Einkäufe glücklich zurück zum Parkplatz und freut sich schon auf das nächste Jahr!

Unsere Fotostrecke würdigt erst einmal die phänomenale ROFGO Gulf Heritage Collection, man kann Roald F. Goethe nur bewundern, welche Pretiosen er versammelt hat und dem Publikum in Stuttgart präsentiert. Neben bekannteren Fahrzeugen wie den beiden Porsche 908/3 und 917 sowie dem Ford GT 40 ist vor allem die Reihe der Mirage Rennsportwagen beeindruckend, deren Höhepunkt sicherlich der Le Mans-Sieger von 1975 darstellt. Damit nicht hellblau alleine dominiert, kommen einige McLaren dazu, die Ende der 60er und in den 70ern ebenfalls mit Gulf-Werbung unterwegs waren. Neben den beiden Formel 1 und dem M16 für Indianapolis erfreuten mich natürlich die beiden CanAm-Renner M8C und M20 am meisten. Über McLaren F1 mit Kurz- und Langheck und den Audi R8 geht es dann mit den Aston Martins und dem AMG Mercedes bis in die Jetztzeit, Roald Goethe war ja mit diesen Fahrzeugen noch im Rennsport aktiv, heute findet man ihn vor allem bei historischen Events.

Auf unserem Weg durch die Hallen entdeckten wir einen Bizzarrini P538 Spider, den BMW M1 Procar Goesser, einen kleinen Berkeley Roadster, den Bertone Racer, ein veredelter Fiat 850 Spider, den Hartmann-DKW Formel Junior sowie einen witzigen Stand, der diverse Jahrmarktmotive ausstellte, darunter den Transportanhänger für Autoscooter mit passendem Inhalt.

Zweiter Höhepunkt der Messe waren sicherlich die 15 ausgestellten Voisin-Fahrzeuge. Gabriel Voisin kam ja aus dem Flugzeugbau, deshalb waren seine Schöpfungen sehr extravagant und auch technisch avantgardistisch. Nahezu alle Voisin besaßen übrigens ventillose Schiebermotoren, die besonders ruhig liefen. Nach dem Zweiten Weltkrieg befasste sich der Konstrukteur noch mit dem Biscuter, einem minimalistischen Kleinwagen, der sogar in Spanien in Serie produziert wurde.

Zu den weiteren Spezialitäten gehört ein Lancia Stratos Gr. 4, der kleine Seat 800 Lieferwagen, der vom spanischen Siata-Ableger produziert und als Formichetta vermarktet wurde sowie die beiden Alfa Romeos, der eigentlich in Sinsheim ausgestellte Aero Spider sowie eine frühe Giulietta SS. Zum Verkauf angeboten wurden von einem niederländischen Händler zwei Veritas, ein zweisitziger Rennsportwagen und ein Nürburgring Coupé mit Spohn-Karosserie. Dazu kam an einem anderen Stand ein Meteor Formel 2. Aus der Sammlung des leider früh verstorbenen Stefan Schörghuber stammen der BMW 328 mit Beutler-Karosserie, nicht schön, aber selten und mit 890.000,- Euro kein Schnäppchen sowie ein sehr kurioser Frazer Nash-BMW. Bei Porsche fielen mir noch der Cup-911 mit der Werbung für Kager Modellautos (lang ist's her!) und der Donohue-Carrera für das IROC auf, dann waren wir schon am Ende unseres Rundgangs angelangt.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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