
Donnerstag, 16. Mai 2019
Aus guten, alten Rüsselsheimer Zeiten - "Die großen Opel" von Alexander F. Storz bei Motorbuch
Der Oberbegriff „Die großen Opel“ beinhaltet im neuesten Werk von Alexander F. Storz vom ersten Kapitän 1938 bis zum letzten Senator, dessen Produktion 1993 auslief, die großen Sechs- und Achtzylinder aus Rüsselsheim. Natürlich gibt es bereits seit 1987 ein Standardwerk über die Kapitäne, Admirale und Diplomaten, das der Opel-Experte Eckhart Bartels im Podszun Verlag veröffentlicht hat. Storz geht aber mit einem anderen Ansatz ans Thema, weniger technische Details, Ausstattungen, Farben etc., dafür mehr zeitgenössische Fotos und Geschichten darumherum. Auch wenn nicht jede Aussage hundertprozentig nachweisbar ist (vor allem bei mancher Bildunterschrift), gibt das Buch Lesespaß und Informationen zum damaligen Umfeld. Wie bei diesem Autor üblich, schöpft er aus umfangreichem Bildmaterial und legt Wert auf Sonderaufbauten vom Cabrio bis zum Bestattungsfahrzeug. Natürlich geht er auf die Marktsituation in den 50ern ein und fragt sich, wie Opel diese erfolgreiche Position so verspielen konnte, damals hatte die Marke einen ganz anderen Stellenwert und der Kapitän wurde sehr gut verkauft.
Interessant ist bereits der Start ins Thema, Storz befasst sich durchaus genau mit den Vorgängern Opel 6 und Super 6, lässt aber auch den eine Klasse darüber rangierenden Vorkriegs-Admiral nicht aus. Mit dem 38er Kapitän geht es dann richtig los: Auf einen Einführungstext folgen viele hochinteressante kurz und prägnant kommentierte Fotos. Natürlich dürfen auch Sidekicks wie Alex von Falkenhausens Coupé auf Kapitän-Basis, Detailfotos, aber auch atmosphärische Aufnahmen von Verkaufsräumen oder Tankstellen nicht fehlen. Und so zieht sich die Geschichte über die Kapitäne '53, '56, P I, PII und die beiden KAD-Reihen bis zu den Senatoren und dem Monza, nicht zu vergessen auch der Intermeccanica Indra und die Bitter-Coupés auf unterhaltsame und informative Weise durch die Jahre. Mir hat das viel Freude bereitet, vor allem immer wieder überraschende Bildmotive wie das Buffet beim Münchner Opel-Händler zur Präsentation des 56er Kapitäns oder der P II als Abschleppwagen in einem französischen Hinterhof.
Erfreulich ist zu vermerken, dass die Qualität des Buchs sehr gut ist, vor allem wurden die Texte offensichtlich sorgfältig gegengelesen, bis auf ganz wenige Fehlerchen und eine verschluckte Zeile ist mir nichts aufgefallen. Die Bild- und Druckqualität ist ebenfalls hochwertig, dass aus mancher historischer Aufnahme nicht mehr herauszuholen war, lässt sich verschmerzen.
In meinem Bücherregal hat dieses Buch einen guten Platz neben dem erwähnten Werk von Eckhart Bartels gefunden, der Opel-Fan sollte auf jeden Fall beide Bände haben. Der Preis, den Motorbuch abfragt, ist mit 29,90 Euro durchaus fair zu nennen. ISBN: 978-3-613-04140-0, 224 Seiten, 350 Abbildungen.
Fotos und Rezension: Rudi Seidel