Sonntag, 10. März 2019

Riesiges Angebot, aber wenige Highlights - Retro Classics Stuttgart im März 2019

Ein Besuch der Retro Classics in Stuttgart gehört für unsere Redaktion zum Pflichtprogramm, dieses Jahr klappte es auch wieder ohne Terminüberschneidungen, die andere große Fachmesse, die Techno Classica in Essen, folgt erst im April, das ist sicherlich besser. Das Messegelände in Stuttgart bietet optimale Anbindung, Parkmöglichkeiten und moderne, großzügige Hallen, also beste Voraussetzungen für diese Veranstaltung. Die letztes Jahr mit einer spektakulären Sonderschau von Fahrzeugen aus der Sammlung des leider kürzlich verstorbenen Litauers Saulius Karosas wurde dieses Jahr zur Mercedes-Benz-Halle, auch BMW, Porsche und Italien wurden zum Thema von Hallen ausgerufen. Ganz klappte das allerdings nicht, die wohl große Nachfrage nach Verkaufsplatz für Klassiker verwässerte die eigentlich gute Idee. Die Zunahme von jüngeren "Klassikern" im Angebot lässt dann bei nicht mehr ganz jungen Besuchern etwas Gebrauchtwagengefühle entstehen. Naturgemäß sind die Angebote von unterschiedlicher Qualität und die Preisvorstellungen oft überaus optimistisch. 25.000,- € für einen Fiat 500C Belvedere sind sehr ambitioniert, soviel würde man vielleicht für den Giardiniera von 1949 mit seinen Holztüren- und Seitenteilen bezahlen. Andererseits sahen wir ein makelloses Fiat 130 Coupé, das für 19,900,- € ausgeschrieben war, einen Alfa Romeo Duetto Spider für 48.500,- € oder einen Fiat Dino Spider für 195.000,- €, Preise, die teils deutlich über den Notierungen lagen. Das Angebot an Porsche- und Mercedes-Fahrzeugen war wie gewohnt unüberschaubar, bei beliebten Klassikern wie den Mercedes R107-Roadstern hatte man fast schon freie Farbauswahl, aber auch bei italienischen Sportwagen von Maserati oder Ferrari war das Angebot groß, wenn dann ein Ghibli für 280.000,- € eng an eng mit diversen Gebrauchtwagen steht, wo die Besucher sich mit Rucksäcken usw. durchquetschen, wirkt das etwas fragwürdig. Sicherlich will man auf der Messe auch den mitgekommenen, nicht so autoaffinen Familienmitgliedern etwas bieten, von Delikatessenständen über Reiseangebote bis hin zu Bekleidung, Schuhen und anderen Accessoires reicht die Bandbreite, aber was ein Anbieter von Whirlpools hier zu suchen hat, konnten wir uns nicht erklären, ausser natürlich damit, dass unter den Besuchern genügend solvente Leute sind.

Der Gründer der Retro Classics, Karl Ulrich Herrmann, und sein Team haben bisher immer tolle Sonderschauen nach Stuttgart gebracht, man denke nur an Abarth, Ferrari, französische Klassiker oder Erdmann und Rossi, um nur einige zu nennen. Leider fehlte ein solcher Höhepunkt 2019. die Jubiläen, aus denen man vielleicht etwas hätte machen können, wurden wenn, dann nur relativ klein gewürdigt. Zumindest Porsche hat 50 Jahre 917 gefeiert, zu diesem Anlass wurde der 1969 am Genfer Salon präsentierte Rennwagen komplett restauriert und in den alten Glanz versetzt. Zusammen mit einem 917/10 Turbo, der ohne Karosserie ausgestellt wurde und tiefe Blicke in seine Konstruktion gestattete und dem 910 Bergspider war das schon mit das Beste der diesjährigen Schau. Mercedes und BMW haben ebenfalls einige Rennfahrzeuge aus dem Museum geholt, warum BMW einerseits das Thema Le Mans ausrief und dann neben drei zum Thema passenden Fahrzeugen auch einen Formel 1 präsentierte, ist etwas eigenartig. Zusätzlich zeigte man mit dem Kompressor Rennwagen KR6 ein spektakuläres Einzelstück, das erst kürzlich in den USA wiedergefunden wurde. Auch hier hätten wir uns eine bessere Präsentation vorgestellt. Aber wir wollen nicht meckern, teils waren wir natürlich von den Vorjahren sehr verwöhnt, und vielleicht sieht es nächstes Jahr schon wieder anders aus, da feiert die Retro Classics ihr 20jähriges Jubiläum, wir hörten von einer geplanten Gulf Racing-Sonderschau!

Einige Raritäten fanden wir natürlich auch, wie das Wildgoose-Wohnmobil auf der Basis des Mini Van, den wunderschön patinierten Alfa Romeo RL mit Straßenzulassung und frischem TÜV, den kleinen Fiat 500 C Spider, der in den frühen 50ern aus Überresten von Alutragflächen gedengelt wurde oder die vom Auto & Traktor Museum Bodensee präsentierten Kleinwagen Mochet und Rolux. Auch eine seltene Zagato Hyena auf der Basis des Lancia Delta Integrale oder sogar insgesamt drei der brasilianischen VW SP2 Coupés konnten wir entdecken, italienische Sonderkarosserien waren sehr dünn gesät, lediglich ein Triumph Italia aus der Schweiz lief uns über den Weg.

Gut bestückt und besucht war natürlich wieder die Halle 9 mit dem Teilemarkt und auch die Automania fand im gewohnten Umfeld statt, so dass gewährleistet war, dass Sammler und Fahrzeugbesitzer auf der Suche nach fehlenden Teilen oder Zubehör zufriedengestellt werden konnten. Die Halle 8 blieb in erster Linie die Heimat der landwirtschaftlichen Fahrzeuge, Busse und LKWs, damit dürfte Stuttgart alleine dastehen, aber auch Zweiräder waren gut vertreten.

Auch dieses Jahr war Stuttgart wieder eine Reise wert, wenn wir uns als Besucher eben doch etwas mehr Qualität mancher Ausstellungsstücke, die Rückkehr von hochwertigen Sonderschauen und weniger branchenfremde Aussteller wünschen würden. Allerdings scheint das Konzept den Veranstaltern recht zu geben, mit über 90.000 Besuchern stellte man einen neuen Rekord auf und viele Aussteller berichteten von fachkundigem und vor allem kaufwilligen Publikum, das ist ehrlicherweise für die Händler und Privatverkäufer das entscheidende Argument. Mal sehen, was dieses Jahr Essen bietet, mit dieser Messe steht ja Stuttgart in selbsternannter Konkurrenz.

Fotos und Text: Rudi Seidel

Wir danken dem Veranstalter und dem Organisationsteam für die tolle Unterstützung!

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