Samstag, 2. August 2008

Rückblende: Porsche Carrera GT

Am 14. Juni 1998 entstand bei Porsche nach dem Sieg in Le Mans die Idee, nach dem 959 wieder einen Supersportwagen zu bauen. Die Idee „Carrera GT“ war geboren.
Bis Anfang 2000 kümmerte sich nur eine Handvoll Leute um den Supersportler, doch als der Vorstand beschloss, pünktlich zum Pariser Automobilsalon ein Konzeptauto zu präsentieren, änderte sich auch dieser Zustand und es wurde mit Hochdruck daran gearbeitet, ein fahrfertiges Konzeptauto zu bauen. Am 28. September 2000 startete Walter Röhrl im Schutz der Nacht die erste Fahrt im Carrera GT Concept, vom Triumphbogen bis zu der Tiefgarage des Parisers Louvre. Die Fahrt wurde gefilmt und pünktlich zur Pressekonferenz unter der berühmten Glaspyramide des Louvres um 6 Uhr am frühen Morgen war der Pressefilm fertiggestellt. Die anwesenden Journalisten wurden mit einem völlig neuen Porsche Supersportwagen überrascht, der aber nur bei entsprechendem Kundeninteresse gebaut werden sollte.

Da dies anscheinend vorhanden war, wurde am 3. März 2003 im Charter-Terminal des alten Genfer-Flughafens den anwesenden Journalisten der serienfertige Carrera GT präsentiert.
250 Porsche-Mitarbeiter haben bis dahin an seiner Entwicklung mitgearbeitet, ab August 2003 montieren etwa 70 Mitarbeiter den Carrera GT an einer eigenen Montagelinie in Leipzig.
Der Carrera GT wird von Porsche gerne als ein auf die Straße gebrachter Rennwagen bezeichnet – woran das liegt, ist ganz klar. Der 10-Zylinder Motor mit 5.733cm³ Hubraum war ursprünglich als Rennmotor mit 5,5 Litern Hubraum geplant, für den Straßenbetrieb wurde der Hubraum dann erhöht. Der Motor wiegt nur 214 Kilogramm und um einen besonders niedrigen Fahrzeugschwerpunkt zu erreichen, liegt der V-Winkel der beiden Zylinderbänke bei 68 Grad. Die Kupplung des Carrera GT war eine Weltneuheit: Die sogenannte PCCC (Porsche Ceramic Composite Clutch) sparte mit ihren Keramik Scheiben nicht nur Gewicht, sondern auch Größe. Mit einem Durchmesser von nur 17 Zentimeter (911 Turbo: 24 Zentimeter) konnten die Porsche Ingenieure das gesamte Getriebe unter der Hinterachse platzieren und so war ein optimaler tiefer Schwerpunkt garantiert.

Mit 612 PS beschleunigt der V10 Motor den Carrera GT innerhalb von 3,9 Sekunden auf Tempo 100 und innerhalb von 9,9 Sekunden auf Tempo 200. Die Höchstgeschwindigkeit wird bei 330 km/h erreicht. Diese Fahrleistungen halfen auch, den bisherigen Rundenrekord auf der Nordschleife zu brechen, Horst von Saurma fuhr mit 7 Minuten und 32 Sekunden die bis dahin schnellste Runde bei den straßenzugelassenen Autos. Die Nordschleife war auch wichtiger Bestandteil der Erprobungsphase, in der Walter Röhrl höchstpersönlich viel Abstimmungsarbeit geleistet hat. Es wird gemunkelt, dass Walter Röhrl mit dem Carrera GT noch einige Sekunden schneller auf der Nordschleife unterwegs war, eine offizielle Zeit dazu gab es aber von Seiten Porsches nie.
Unter der Karosserie des Carrera GT befindet sich ein schon fast künstlerisch anmutendes Monocoque aus Carbon. Zusammen mit dem Aggregateträger, der ebenfalls aus Carbon hergestellt wird, wiegt die gesamte Konstruktion gerade einmal 145 Kilogramm.
Wenn man bedenkt, dass diese beiden Carbon-Kunstwerke das Grundgerüst für das gesamte Auto darstellen, ist das eine große Ingenieursleistung. Überhaupt ist im Carrera GT auf das Gewicht peinlichst genau geachtet worden: durch Verwendung von viel Carbon liegt das Gesamtgewicht gerade einmal bei 1.380 Kilogramm. Die Verwendung von gewichtssparenden Materialien macht auch bei den Felgen keinen Halt: Diese sind aus Magnesium hergestellt, dahinter liegt die PCCB (Porsche Ceramic Composite Brake), die auch noch einmal Gewicht spart. Ein Sitz des Carrera GT wiegt 10,3 Kilogramm, eine der beiden demontierbaren Dachhälften 2,4 Kilogramm. Bei jedem Bauteil am Carrera GT wurde genau auf das Gewicht geachtet und nur so konnte das niedrige Leergewicht erreicht werden, das auch Garant für mehr Dynamik ist.

Bei Höchstgeschwindigkeiten von über 300 km/h ist es selbstverständlich, dass der Carrera GT sich auch aerodynamisch nicht verstecken muss. Dank eines ausgeklügelten vollständig verkleideten Unterboden mit Diffusor wird der Carrera GT förmlich an die Straße gesaugt, der ab Tempo 120 ausfahrende Heckspoiler sorgt an der Hinterachse zusätzlich zum Diffusor für Abtrieb. So erreicht der Carrera GT bei 330 km/h eine Abtriebslast von insgesamt 400 kg.
Der Innenraum des Carrera GT ist zwar puristisch eingerichtet, wirkt aber trotzdem edel.
Der Geruch von Leder empfängt den Fahrer beim Einsteigen und das Lederlenkrad liegt sofort gut in der Hand. Direkt rechts neben dem Lenkrad ist der Schalthebel ungewöhnlich platziert, was aber der Ergonomie keinen Abbruch tut. Die Wege vom Lenkrad zum Schalthebel werden dadurch kürzer und man gewöhnt sich nach kurzer Zeit an die Position des Schalthebels. Neben dem offen zur Schau gestellten Carbon des Monocoques fallen die silbernen Leisten ins Auge, die Blende der schwungvoll gezeichneten Mittelkonsole besteht aus Magnesium, in das auch die jeweilige Typnummer des Carrera GTs fortlaufend eingraviert ist.

Die Produktion des Carrera GT endete am 6. Mai 2006, nachdem seit August 2003 insgesamt 1.270 Carrera GT die Montagehallen verließen und an Kunden aus vielen verschiedenen Ländern ausgeliefert wurden. Insgesamt 159 Porsche Carrera GT wurden bis 2007 in Deutschland zugelassen, was die Chance einen Carrera GT auf der Straße zu sehen zu einer Seltenen werden lässt.

Text: Oliver Meyer
Fotos: Porsche

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