Samstag, 20. Oktober 2018

"PS: Ich liebe dich" - Sportwagen-Design im Kunstpalast Düsseldorf

Automobile sind in Kunstmuseen ein ungewöhnlicher Anblick, wenn sie nicht Teil des Werkes eines bestimmten Künstlers sind, wie beispielsweise die BMW Artcars. Doch das Automobil in seiner gestalterischen Form ist nur selten als Kunstwerk präsentiert worden - dabei ist es unter Kunst- wie auch Automobilexperten kaum umstritten, dass ein Auto in vielen Fällen neben technischen Features auch skulpturale Qualitäten haben kann. Diesen Qualitäten widmet der Kunstpalast Düsseldorf nun eine Ausstellung zum Thema des Sportwagen-Designs von den 1950ern bis in die 1970er Jahre. Die Kuratoren haben eine spannende Auswahl aus den vielen schönen und wichtigen Sportwagen dieses langen Zeitraumes getroffen, in der sich das technische wie auch das ästhetische Konzept des Sportwagens stetig veränderte.

Als Start hat man Pinin Farinas stilprägenden Cisitalia 202 SC genommen, den Schlusspunkt aus zeitlicher Sicht setzt der Lamborghini Countach, dessen kompromisslos kantige und aggressive Formsprache kaum einen größeren Kontrast zu der filigranen Kurven des Cisitalia bieten könnte. Aus den 50er Jahren zeigt man Ferraris 166 MM Barchetta, den unvermeidlichen Mercedes 300 SL und einen ganz frühen Porsche 356, der schön im Kontrast zu einem frühen 911er gesetzt ist. Ein wunderbarer früher BMW 507 ist zu sehen, der glücklicherweise auch noch das elegante Hardtop trägt - und daneben steht ein Scagliettis Meisterwerk Ferrari 250 California Spyder, ein Traum in Schwarz.

Manche Exponate sind vielleicht schon ein wenig zu offensichtlich für eine solche Schau - aber was wäre eine Ausstellung zum Thema Sportwagendesign ohne Ferraris SWB-Berlinetta, ohne eine AC Cobra, ohne einen Ferrari Daytona? Zu den jeweiligen Exponaten gibt es informative Texttafeln und an Bildschirmen bewegtes Bildmaterial, oft über den Entstehungsprozess oder über die Geschichte des jeweiligen Autos. Die Präsentation der Fahrzeuge auf Sockeln ohne Absperrungen ist sehr gelungen, die Beleuchtung betont die Formen sehr gut und bringt gerade die skulpturalen Aspekte der Fahrzeuge gut zur Wirkung. Sehr schön ist auch die Präsentation des Lamborghini Miura, der mit geöffneten Hauben und als geschlossenes Auto gezeigt wird. Auch die seinerzeit sehr teuren Sportwagen für die "oberen Zehntausend" werden nicht vergessen, mit Facel Vega II und einem Maserati 5000 GT mit Allemano-Karosserie würdigt man zwei Beispiele für diese opulent ausgestatteten und ausladend geformten Edel-Automobile, die im Saal einen schönen Kontrast zur klaren Sportlichkeit eines Bizzarrini GT bilden. Als Beispiele für Concept-Cars dieser Jahre hat man aus den 1950ern den Prototyp der Alfa Romeo Giulietta SS aus der Sammlung von Corrado Lopresto nach Düsseldorf geholt, für die 1970er sind zwei deutsche Exponate zu sehen: Bruno Saccos meisterhafter Mercedes C111 und der BMW Turbo aus der Feder von Paul Bracq (einer meiner Favoriten) - und auch die große Tradition der japanischen Automobilindustrie wird völlig zu Recht mit Toyotas 2000 GT gewürdigt.

Dem Kunstpalast Düsseldorf ist hier eine wunderbare Ausstellung gelungen, die für alle Freunde klassischer Sportwagen und für Design-Fans Pflichtprogramm sein dürfte. "PS: Ich liebe Dich. Sportwagen-Design der 1950er bis 1970er Jahre" läuft noch bis 10. Februar 2019, der Eintritt beträgt 14,- €.

Text und Fotos: Georg Hämel

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