
Donnerstag, 15. Februar 2018
Mopar or no Car - "Art of Mopar - Legendäre Muscle Cars" von Tom Glatch und Tom Loeser bei Motorbuch
Mopar wurde in den 60er Jahren das Synonym für die Muscle Cars des Chrysler-Konzerns. Ursprünglich bereits 1929 als Chrysler Motor Parts Corporation gegründet, sollte die Firma die Ersatzteilversorgung sichern. In den 50er Jahren war man dann für die Entwicklung von NASCAR-Rennautos verantwortlich, erst mit dem Aufleben der Muscle Cars gab es dann Tuningteile mit dem MOPAR-Logo. Heute gehört die Marke zu FCA, also Fiat Chrysler Automobiles und stellt nach wie vor Komponenten für Motorsport und Fahrzeugtuning her.
In diesem Prachtband stellt Tom Glatch zusammen mit dem Fotografen Tom Loeser 25 der wichtigsten Chrysler- bzw. Dodge- und Plymouth-Muscle Cars vor. Einerseits sehr spannende Texte, die die große Liebe des Autors für diese Fahrzeuge beweisen, aber auch sehr informativ und mit Fakten gespickt sind, andererseits die hervorragenden Fotografien von Tom Loeser. Wer historische Aufnahmen erwartet, wird enttäuscht sein, aber die stimmungsvollen Bilder, alle von Fahrzeugen aus einer privaten Sammlung muss man einfach gesehen haben. Sowohl die ganzen Autos, aber auch kleine Details wurden vom Fotografen beachtet und toll umgesetzt. Vom '63 Plymouth Fury spannt sich der Bogen über den '69 Dodge Charger Daytona bis zum modernen '16 Dodge Challenger Hellcat, wobei die späten 60er und die frühen 70er überwiegen. Auch ein echter Funny Car darf nicht fehlen, der Plymouth Arrow besitzt als Dragster 2.500 PS, da fallen die normalen Muscle Cars mit 350 - 450 PS deutlich ab. Auch wenn wir, wie bekannt sein dürfte, eher auf europäische Feinmechanik stehen, ist die brachiale Technik dieser Autos durchaus reizvoll. Der Schreibstil passt dazu, Tom Glatch lässt es auch textlich ordentlich krachen und die Zitate aus zeitgenössischen Magazinen tun ihr übriges. Ein Beispiel aus Road Test gefällig: „Der Challenger fährt sich extrem bequem, und sein Handling ist in jeder Beziehung ausgezeichnet, außer bei den pingeligen Ja-schon-aber-saßt-du-schon-mal-in-einem-Porsche-Futzis.“ Ganz ohne historisches Material geht es doch nicht, Ausschnitte aus Prospekten oder Anzeigen machen deutlich, wie die Werbung und vielleicht auch die Konsumenten tickten. Begeisternd ist das Hintergrundwissen, das diese Epoche auch für den, der sie nicht erleben konnte, greifbar macht. Aber wir können und wollen nicht zuviel erzählen, wer ein Herz für diese Zeit und die dazugehörigen US-Cars hat, muss dieses Buch haben. Schön, dass auch die Übersetzung und das Lektorat auf hohem Niveau stehen, es ist sicherlich nicht einfach, diese Stories aus dem amerikanischen Englisch zu übertragen, ohne ihnen ihren Reiz zu nehmen. Der Druck, die Grafik und die Bildwiedergabe sind sehr gut, das breite Querformat kommt den Motiven entgegen, allerdings ließ man sich doch oft dazu verführen, die Autos in voller Länge über den Bund zu ziehen, was beim Betrachten der Bilder manchmal etwas stört. Ansonsten macht dieses Werk riesigen Spass!
„Art of Mopar - Legendäre Muscle Cars“ von Tom Glatch und Tom Loeser ist in deutscher Ausgabe bei Motorbuch erschienen, die amerikanische Originalausgabe kommt von Motorbooks. 224 Seiten, 165 Abbildungen, 305 x 245 mm, ISBN 978-3-613-04069-4, Preis 49,90 €
Rezension: Rudi Seidel