Donnerstag, 2. November 2017

Tolle Entdeckung - "Am Krähberg donnern wieder die Motoren" von Michael Schmitt

Dass wir Bergrennen mögen, dürfte inzwischen bekannt sein. Diese ursprüngliche Art des Rennsports gegen die Uhr übt ihre eigene Faszination aus und macht solche Veranstaltungen auch dort möglich, wo keine permanenten Rundstrecken vorhanden sind. Leider müssten wir eher in der Vergangenheit schreiben, da Umwelt- und Sicherheitsmaßnahmen in den letzten Jahren vielen dieser Rennen den Garaus machten oder sie zu Regelmäßigkeitsfahrten mit meist historischem Material umfunktionierten. Auch das im vorliegenden Buch besprochene Krähbergrennen im Odenwald fand 1993 letztmals statt.

Bewundernswert, dass ein örtlicher Verein, der Heimat- und Geschichtsverein Oberzent e.V., sich um die Dokumentation dieses traditionsreichen Bergrennens verdient macht. Michael Schmitt, dem dieses Werk zu verdanken ist, hat unter anderem mit der Unterstützung des ADAC und des AvD sowie des Automobilmuseums Central Garage in Bad Homburg die Geschichte des Rennens von seinen Anfängen 1911 bis 1927 und der Wiederaufnahme 1964 bis zum Ende 1993 akribisch dokumentiert. Nahezu unglaublich, was durch diverse Archive, aber auch aus Privatsammlungen an meist hervorragendem Material zusammenkam. 352 Seiten mit über 400 Fotos und Abbildungen sowie Ergebnislisten aller Rennen sprechen für sich.

Und wer nicht alles dabei war! Neben lokalen Größen und den üblichen Bergrennstars wie Stuck, Greger, Fischhaber, Liedl oder Pedrazza traten auch Fahrer wie Stommelen, Joest, Ahrens, Ortner, Neuhaus, Krebs, um nur einige zu nennen, am Krähberg an. Und erst die Fahrzeuge: Zu den spektakulärsten gehörten sicherlich der Porsche 917 Spyder von Jürgen Neuhaus, Mario Ketterer mit einem Lancia Beta Montecarlo Turbo, BMW 3,5 CSL oder der Münchner Willy Koenig auf einem Ford GT 40. Den Vogel schoss aber sicherlich Albert Pfuhl aus Darmstadt ab: Vom Porsche Carrera 2 über Mercedes 300 SE, 300 SEL 6,3, Ferrari 250 SWB, Porsche 906, 910 bis zum 917/10 TC jagte er die tollsten Geräte auf den Krähberg oder wie den 300 SE in den Straßengraben.

Der Autor hat eine geschickte Mischung aus Fakten rund um die Veranstaltung, Rennberichten sowie Portraits wichtiger Menschen zusammengestellt, vervollständigt durch die Wiedergabe historischer Artikel aus der Fach- aber such der Lokalpresse. Selbst die Streckensprecher, z. B. Richard von Frankenberg oder Rainer Braun, werden gewürdigt. Am Ende des Buchs werden auch noch Rallyes dokumentiert, deren Teilnehmer am Krähberg Sonderprüfungen oder Durchfahrtskontrollen absolvieren mussten.

Kleine Schwächen im Text (z.B. Mathe statt Malte Huth, der Shelby-Mustang-Treiber aus Percha) seien verziehen, auch dem Layout, vor allem der Tabellen, merkt man an, dass kein Gestaltungsprofi am Werk war. Aber was will man kritisieren, wenn man ein solches Werk Rennsportgeschichte für 29 Euro in den Händen halten kann. Von uns gibt es für dieses ohne Verlagsunterstützung realisierte Buch eine unbedingte Kaufempfehlung.

"Am Krähberg donnern wieder die Motoren" von Michael Schmitt wird vom Heimat- und Geschichtsverein Oberzent e.V. herausgegeben, 352 Seiten, über 400 Abbildungen und kostet 29,- Euro zzgl. 2,50 Euro Versandanteil. Bestellungen mit der Referenz auto&modell an michael.schmitt3@gmx.net

Rezension: Rudi Seidel

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