Montag, 22. Mai 2017

Er schuf das Bild der Marke - "Erich Strenger und Porsche - Ein grafischer Bericht" von Mats Kubiak bei Delius Klasing

Für die Corporate Identity, also das einheitliche Bild einer Marke in Werbung und Außenwirkung, braucht es heute meist eine Heerschar von Grafikern, Agenturmenschen usw. Kaum vorstellbar, dass früher dazu ein Multitalent wie Erich Strenger und ein Enthusiast wie Richard von Frankenberg reichten. Beide waren positiv autoverrückt und hatten die Ideen, mit der die gefragte Klientel angesprochen wurde. Bereits 1950 trafen sie sich erstmals, aus ihrer Zusammenarbeit entstand unter anderem die noch heute existierende Hauszeitschrift „Christophorus“, der kaum veränderte Porsche-Schriftzug, die dunkelrote Hausfarbe HKS 17 (zufälligerweise ursprünglich als Restbestand einer Druckerei gekauft), die ersten, sehr einfachen Verkaufsprospekte, unzählige Rennplakate und vieles mehr.

Erich Strenger entwickelte seine Technik ständig weiter, anfangs spielte die Grafik und die Zeichnung die Hauptrolle, später wurde immer mehr mit Fotos gearbeitet. Natürlich spiegelt die Werbung den Zeitgeist wieder, das Frauenbild der 50er Jahre war noch ganz anders, aber bald spürte man, dass auch das weibliche Geschlecht als Porsche-Klientel interessant wurde. Und vor allem bei den Rennplakaten konnte Strenger sich austoben: Von fast impressionistischen Gemälden über klar gestaltete Grafik bis hin zu Pop-Art-Anklängen ist alles zu finden. Die zeitliche Abfolge bei der Erstellung der Plakate war hochinteressant. Vor allem bei Überseerennen wartete Strenger auf das nächtliche Telefonat mit den Erfolgsmeldungen, um diese in das vorher bereits abgesprochene Motiv einzubauen. Die Plakate sollten ja zeitnah in den Niederlassungen und bei den Händlern ausgehängt werden.

Neben den Produktionen für Porsche zeigt dieses Buch auch einige freie Arbeiten Strengers, die ebenfalls sein grafisches Talent demonstrieren. Der knapp gehaltene Text schildert den Werdegang des Grafikers und die Zusammenarbeit mit Porsche, die später mit wechselnden Verantwortlichen schwieriger wurde. 1987/88 schließlich gab es ein neues Marketing-Team, das mit Strengers Arbeit nicht zufrieden war, was ihn unter Verwendung des berühmten Götz-Zitates zum Ende der Zusammenarbeit brachte. Die langjährige Anerkennung seines Schaffens zeigte sich dadurch, dass er von Ferry persönlich zum Abschied einen nagelneuen 911er bekam. Auch so manches aus seinem nicht immer geradlinigen Leben wird aufgezeigt, so ergibt dieses Werk ein interessantes Bild des Mannes, der die Porsche-CI gewissermaßen erfand.

Ein kleiner Punkt der Kritik an einem sonst sehr guten Buch betrifft die manchmal willkürlich wirkenden Ausschnitte aus Plakaten oder Prospekten. Aber das sieht das Auge des Grafikers vielleicht etwas differenzierter als der nicht vorgebildete Beobachter. Wir hatten jedenfalls Spaß bei der Lektüre dieses Werkes.

"Erich Strenger und Porsche - Ein grafischer Bericht" von Mats Kubiak ist wie gesagt bei Delius Klasing erschienen, 186 Seiten, 195 Bilder, ISBN 978-3-667-10969-9, Preis 39,90 Euro.

Besprechung: Rudi Seidel

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