Donnerstag, 2. März 2017

Alessandro Sannias Meisterstück -The Encyclopaedia of Italian Coachbuilders bei Il Cammello Editrice

Bereits 1999, im zarten Alter von 25 Jahren, veröffentlichte der Turiner Alessandro Sannia sein erstes Werk, ein schmales Büchlein über die sogenannten „fuoriserie“, also Sonderkarosserien und Einzelstücke auf Basis des Fiat Topolino. Die Serie wurde auf insgesamt zwölf Bände ausgedehnt, damals merkte man schon, mit wieviel Liebe und Akribie er an das Thema ging. 2010 gründete er seinen eigenen Verlag, eben Il Cammello Editrice, in dem inzwischen einige hervorragende Bücher über verschiedene Carrozzieri erschienen sind. Mehr unter http://www.ilcammello.it/, dort kann man auch bestellen.

Als Alessandro mir dann erzählte, dass er an einer Enzyklopädie aller italienischen Karosseriebauer und Designer arbeite, war ich sehr gespannt, da ich weiß, dass er keine halben Sachen macht. Und jetzt, im Februar 2017, liegt uns das Ergebnis seiner Arbeit vor, und man kann sagen, dass ihm ein Standardwerk zum Thema gelungen ist. Es ist schier unglaublich, wieviele Detailinformationen, Fotos und historische Daten dieses Werk enthält.

Für das Vorwort wurde Leonardo Fioravanti gewonnen, einer der wichtigen zeitgenössischen Designer und dann geht es mit einer Einführung über 50 Seiten, die die Entwicklung des Karosseriebaus vor allem in Italien schildern. Vom Stellmacher, der noch mit Holz arbeitete, über die handgedengelten Alukarosserien und die industrielle Fertigung bis hin zur Kunststoffverarbeitung und dem CAD (Computer-Aided Design) spannt sich der Bogen, illustriert mit interessanten Fotos.

Dann folgt die eigentliche Enzyklopädie: von A System bis Zuffelato sind alle dem Autor bekannten Karosseriefirmen beschrieben, manchmal, vor allem bei sehr frühen Einträgen nur in einem kurzen Textkapitel, aber meist mit sorgsam ausgewählten, vielfach unveröffentlichten, zeitgenössischen, auch frühen farbigen Fotografien. Der Focus liegt auf PKWs und Sportwagen, allerdings wird auch mancher Lieferwagen, Krankenwagen und vor allem Bestattungsfahrzeuge gezeigt, die in Italien früher eher bombastisch und heute teils futuristisch aussehen. Nur als Beispiel, Allemano umfasst rund drei Seiten mit 16 Fotos, Ghia 16 Seiten mit 96 Bildern. Hoch interessant natürlich auch die Querverweise; welcher Designer hat für welche Firmen gearbeitet, wo wurden die Aufbauten letztlich konstruiert usw. Die hier geleistete Arbeit ist unglaublich. Der Zeitrahmen zieht sich von den Anfängen des Automobilbaus bis zur Aktualität, so enthält das Werk auch die allerneuesten Creationen noch aktiver Firmen wie Zagato.

Einige Verzeichnisse komplettieren das zweibändige Buch, zuerst ein Namensverzeichnis, dann die sehr praktischen Querverweise, wer für wen oder mit wem zu tun hatte,schließlich noch eine Auflistung der Firmen nach Städten bzw. Regionen sowie eine ausführliche Bibliographie.

Das Werk ist aufwendig produziert, schwarzer Schuber, "verchromter" Einband, der leider jeden Fingerabdruck sehen lässt mit einem leuchtend roten Titelfoto, das Layout ist klar und klassisch, was der Übersichtlichkeit und Lesbarkeit sehr entgegenkommt. Die Fotos sind sauber reproduziert, manchmal sind die Originale einfach nicht besser, die italienischen Texte gut lesbar und verständlich, wenn man die Grundlagen der Sprache beherrscht. Und wer es lieber in englisch mag, auch das ist verfügbar. Über die Qualität der Übersetzung kann ich nichts sagen, da mir nur die italienische Ausgabe vorliegt.

Was kostet so ein Buch? Runde 150 Euro, das ist nicht wenig Geld, aber wenn man die Arbeit und die vielen Fotos rechnet, dann ist es eigentlich ein Sonderangebot. Heute kostet schon ein einzelner Papierabzug aus den 50er Jahren bei einschlägigen Hädlern schnell 30 Euro oder mehr.

The Encyclopaedia of Italian Coachbuilders ist im Verlag Società Editrice Il Cammello erschienen, 664 Seiten, mehr als 3000 Fotos, ISBN 978-88-96796-43-6 für die englische Ausgabe. Preis wie gesagt 150 Euro, bestellbar direkt beim Verlag http://www.ilcammello.it

Nach Deutschland kommen allerdings noch 20 Euro Porto dazu, oder man kauft es bei den einschlägigen Buchhändlern auf den großen Messen.

Unser Fazit: Must have!

Rezension: Rudi Seidel

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