Montag, 20. Februar 2017

Absolut faszinierend! "When Motor Racing was bloody dangerous" - Ein Bildband nie gemachter Rennsportfotos bei Delius Klasing

Zugegeben, beim Lesen der Ankündigung dieses Buches mit dem etwas blutrünstigen Titel war ich irritiert, in Zeiten der Fake News von „nie gemachten Rennsportfotos“ zu lesen. Aber wenn man den Band vor Augen hat, bleibt man fasziniert von den Bildern und ihrer Entstehungsgeschichte hängen.

Zwei Werbeleute aus Prag kamen auf die Idee, ihre weitreichenden Kenntnisse der Fotografie, der Computergrafik und der Bildkomposition für die Verwirklichung ihrer Träume zu nutzen. Zusammen mit einem kleinen Team ähnlich kompetenter und im positiven Sinn verrückter Fachleute entstanden zuerst Bilder aus der Ära der Silberpfeile, die so hätten fotografiert werden können und deshalb völlig realistisch wirken. Man kann das nicht beschreiben, sondern muss es gesehen haben. Ob es die Nachtaufnahme der alten Boxen am Nürburgring, der Start zum GP von Tripolis oder das Regenchaos von Monaco 1936 ist, diese Bilder sind grandios aufgebaut, bis ins kleinste Detail stimmig und in gewisser Weise der Kunstform des Fotorealismus ähnlich.

Fast noch faszinierender als die wunderbar reproduzierten, wegen ihres Formats allerdings leider immer über den Bund gedruckten „Fotos“ ist die jeweilige Enstehungsgeschichte. Wie man aus Originalen, in Position fotografierten Komparsen und dreidimensional am Computer gerechneten Autos unter Berücksichtigung der Licht- und Wetterverhältnisse solche atmosphärisch dichten, aussagekräftigen Bilder entstehen lässt, ist phänomenal. Erst der in jedem Kapitel enthaltene Ausschnitt des jeweiligen Motivs zeigt die Akribie, die die Schöpfer der Kunstwerke an den Tag legen.

Interessant die Aussagen des 3D-Modellbauers Vojta Cada zur Verwendung von Modellautos für die Bilder: "Das Einscannen von maßstabsgetreuen Modellautos funktioniert nicht, weil ihre Proportionen immer etwas übertrieben sind und sie im Bild seltsam aussehen würden." Also wird jedes Auto in allen Einzelteilen am PC gerendert, pro Auto braucht man rund einen Monat!

Ursprünglich wurde an einen Kalender gedacht, daher die zwölf Motive aus der Silberpfeil-Ära, aber nachdem die gezeigten Bilder beim Festival of Speed in Goodwood Begeisterung auslösten, setzte sich das Team um Jan Rambousek und Petr Milerski mit großem Ehrgeiz daran, andere große Momente des Automobilsports im Bild wiederzugeben. Das fängt bei Elisabeth Junek auf Bugatti an, über die Mille Miglia 1940 und Le Mans 1966/1970/1971 bis zum GP Fuji 1976, wo Niki Lauda im Regen aufgab und James Hunt Weltmeister wurde. Der Ferrari 250 GTO dürfte das Lieblingsauto der Tschechen sein, immerhin drei Motive würdigen diesen Supersportwagen der 60er Jahre: Le Mans, Targa Florio und Tour de France sind die Stationen, die die Computerkünstler eingefangen haben.

Zusätzlich zu den Geschichten der Enstehung der Bilder hat der Autojournalist Bart Lenaerts passende Texte geschrieben, die die Hintergründe auf unterhaltsame Weise erschließen, auch dürfen die kleinen Anekdoten um die Helden, ihre Frauen und sonstigen Laster nicht fehlen und das Ganze wird mit oft sehr interessanten, aber auch bekannten zeitgenössischen Fotos garniert.

Wir hoffen, dass wir die Faszination dieses Werkes halbwegs schildern konnten, aber erst der persönliche Eindruck zeigt, wie wunderbar dieses Buch gelungen ist.

"When Motor Racing was bloody dangerous" - Ein Bildband nie gemachter Rennsportfotos mit Texten von Bart Lenaerts ist bei Delius Klasing erschienen, 252 Seiten, 164 Computergrafiken, 141 Farb- und S/W-Fotos, ISBN 978-3-667-10918-7. Der Preis von 59,90 Euro ist für das perfekt produzierte, optisch ansprechend gelayoutete und sehr gut lesbare Buch absolut gerechtfertigt.

Rezension: Rudi Seidel

Wer mehr über Unique & Limited wissen will, kann sich auf der Homepage umsehen, dort kann man auch Drucke kaufen, die allerdings ihren Preis haben, was aufgrund des riesigen Aufwands verständlich ist.

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