Donnerstag, 28. April 2016

Unser Le Mans - eine Hommage an Steve McQueens Film von 1970 bei Delius Klasing

Die drei bekanntesten Filme über Autorennen dürften Frankenheimers „Grand Prix“, „Rush“ mit der Geschichte von Lauda und Hunt sowie natürlich „Le Mans“ sein. Nun ist bei Delius Klasing in der AutoBild Klassik Edition ein Buch über Steve McQueens Herzensprojekt erschienen, herausgegeben von Hans Hamer, dem Verlagsgeschäftsführer Auto, Computer & Sport bei Springer und großem Rennsportfan.

Aufhänger des Ganzen ist die kurze, aber recht intensive Freundschaft des amerikanischen Filmstars mit seinem deutschen Kollegen Siegfried Rauch, der später unter anderem als Traumschiffkapitän für das Publikum zum Begriff wurde. McQueen starb leider bereits 1980 im Alter von nur 50 Jahren allerdings sehr intensiven Lebens. Das Buch enthält eine interessante Auswahl von Fotos, vor allem die Aufnahmen vom und neben dem Filmset sowie die meist von Siegi oder Ziggi, wie Steve ihn nannte, beigesteuerten privaten Bilder. Selbst die wenigen kurzen Briefe aus Amerika nach Bayern sind abgedruckt. Die Piste von Le Mans, das Rennen 1970 und die Mitwirkenden werden in den Kontext der Dreharbeiten gestellt, schön, dass viele der Beteiligten sich noch des Lebens erfreuen und für dieses Projekt gerne gesprächsbereit waren. So erzählen unter anderem Richard Attwood und Hans Herrmann, die Sieger des echten Rennens, ihre Geschichten wie auch die Porsche-Urgesteine Peter Falk, Hans Mezger, Herbert Linge, Jürgen Barth oder Rennfahrerkollegen wie Kurt Ahrens, Derek Bell und David Piper, der ja leider bei den Dreharbeiten aufgrund eines Unfalls einen Unterschenkel verlor. Die österreichischen Stuntmen Erich Glavitza und Peter Huber dürfen nicht fehlen. Amüsant die Story von Adriano Cimarosti, dem Schweizer Motorjournalisten, der dafür, dass er sich selbst mimte, 100 Dollar pro Tag erhielt, damals noch eine Menge Geld, die den Ankauf des ersten Alfa Romeo, einer 1750 Berlina, stark vereinfachte.

Die Berichte über die Dreharbeiten hätte man sich vielleicht noch ausführlicher gewünscht, aber die Fotos der Kameraautos wie der Ford GT 40 mit abgeschnittenem Dach oder der 917 mit irrwitzigem Kameragestell an der Front sind schon toll. Auch auf die horrenden Kosten und das zeitweise Chaos wird eingegangen, schließlich wurde ja mitten während der Arbeiten der Regisseur ersetzt.

Schön die Beiträge mit den alten Souvenirs wie Programmhefte und die Erzählung des Uhrenherstellers Jack W. Heuer, wie es dazu kam, dass McQueen im Film seinen Monaco-Chronografen trug.

Die Geschichte dreier berühmten Porsche-Fahrzeuge wird kurz gestreift: Steves 911S (mit Abdruck der Originalrechnung von 1970), sein Rennauto, der 908-022, mit dem er immerhin bei den 12 Stunden von Sebring 1970 den zweiten Platz belegte sowie 917-023, der Siegerwagen von Le Mans. Die im Film zerschossenen Rennautos waren übrigens Lola-T70-Chassis, die mit mehr oder weniger passenden 917- oder Ferrari-512-Karosserien versehen wurden.

Insgesamt ist dem Team um Hans Hamer ein sehr unterhaltsames und abwechslungsreiches Werk gelungen, das auch illustriert, wie das Rennfahrerleben damals ablief, immer mit der Angst, das nächste Rennen könnte das letzte sein, der Spaß kam aber sicherlich trotzdem nicht zu kurz, vielleicht gerade deshalb!

208 Seiten, 66 Farbfotos, 66 S/W Fotos, 25 farbige Abbildungen, Format 22 x 28,8 cm, gebunden mit Schutzumschlag, erschienen bei Delius Klasing, ISBN 978-3-667-10462-5, Preis 29,90 Euro.

Rezension: Rudi Seidel

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