Samstag, 3. Oktober 2015
Schönes Bilderbuch: Baillon Collection - Der spektakuläre Scheunenfund von Rémi Dargegen bei Delius Klasing
Die Baillon Collection dürfte jedem einigermaßen informierten Fan alter Autos inzwischen ein Begriff sein, der Hype, den das Auktionshaus Artcurial mit der Entdeckung der Sammlung und der darauffolgenden Versteigerung in Paris ausgelöst hat, war grandios und führte zu wahren Bieterschlachten um die Fahrzeuge, die teilweise gelinde gesagt im Zustand von Wracks waren. Der französische Fotograf Rémi Dargegen hatte aufgrund seiner persönlichen Kontakte die Möglichkeit, als einer der ersten diesen automobilen Märchenwald zu betreten und die Autos so zu fotografieren, wie die Zeit und die Natur sie verändert hat. Wer jetzt eine Aufstellung der Kollektion oder einen Katalog der Fahrzeuge erwartet, wird enttäuscht. Dargegen ist mit dem Blick des künstlerischen Fotografen durch die Scheunen und Unterstände gegangen und hat traumhafte Detailfotos geschossen, die die morbide, unwirkliche Stimmung dieses Autofriedhofs einzigartig wiedergeben. Vor allem die Kompositionen aus Rost, verwittertem Lack und wuchernden Pflanzen wirken eher wie Gemälde. Kleinigkeiten wie Armaturenbretter mit steckendem Zündschlüssel, Speichenräder, die wie moderne Skulpturen aussehen, die diffuse Beleuchtung, unter der die Bilder entstanden, das alles lädt zum Träumen ein. Die Wiedergabe der Fotos und der Druck sind tadellos, die Texte kurz und eigentlich nicht wichtig.
Fazit: Für Informationssuchende über die Baillon-Sammlung ist dieses Buch nicht interessant, da sollte man sich eher üm genügend existierende Artikel in der Fachpresse oder um den Auktionskatalog kümmern, aber für Menschen, die den besonderen Reiz verwitterten Blechs, Lack und Leder mögen, ist dieses Buch sein Geld wert.
„Baillon Collection - Der spektakuläre Scheunenfund“ von Rémi Dargegen ist bei Delius Klasing erschienen, 144 Seiten, 94 Farbfotos, zweisprachig (dt./engl.), Format 21,2 x 24,1 cm, Klappenbroschur, ISBN 978-3-667-10307-9, Preis 19,90 Euro.
Besprechung: Rudi Seidel