Sonntag, 3. Mai 2015

Volles Programm - „Zakspeed . . . mehr als nur ein Rennteam“ von Christian Reinsch im View Verlag

Zu den ganz großen Namen in der Rennsportgeschichte gehört sicherlich Zakspeed, das Team, mit dem Erich Zakowski und heute sein Sohn Peter seit 1969 die verschiedensten Autos entwickelt und im Wettbewerb einsetzt. Höhepunkt war sicherlich die Konstruktion eines Formel 1 mit eigenem Triebwerk. Christian Reinsch hat die Geschichte recherchiert, mit vielen Zeitzeugen gesprochen und unzählige Daten und Fotos gesammelt. Das Ergebnis liegt nun in einem großformatigen Prachtband vor. Wir haben das Buch gelesen.

Dem Vorwort von Klaus Ludwig folgt ein kurzes Kapitel über die (ostpreussische) Herkunft und den frühen Werdegang von Erich Zakowski. Der erste Teil dokumentiert dann die komplette Renngeschichte von 1969 bis 2014. Die Initialzündung erfolgte mit dem Werkseinsatz der Ford Escort am Nürburgring 1968. Eine Anfrage in Köln führte Zakowski zum englischen Tuner Ralph Broad, dessen Marke Broadspeed offensichtlich die Namensgebung des neuen Teams beeinflusste. Die höchst erfolgreiche Zusammenarbeit mit Ford führte vom ersten Escort über den Escort II als Gruppe 2 und Gruppe 5 zum Capri turbo, einem der Überautos der DRM. Parallel dazu entwickelte man für die USA verschiedene IMSA-Renner auf Basis des aktuellen Ford Mustang, wozu das Capri-Know-How sehr wertvoll war. Und für die Gruppe C brauchte man Zakspeed auch, um den C 100 auf Vordermann zu bringen. Leider waren diese Projekte eher frustrierend, und so entstand die Idee, in die Königsklasse Formel 1 zu investieren, eine sehr wagemutige Entscheidung, vor allem, da man das ganze Auto selbst entwickeln wollte. Erwartungsgemäß blieben große Erfolge aus, immerhin erreichte man 1987 einmal die Punkteränge, nicht schlecht für das kleine Team. Der Wechsel vom eigenen Turbomotor zum Yamaha-Triebwerk verschlechterte die Situation und 1990 zog Peter Zakowski die Reißleine, übernahm die Firma seines Vaters und verwirklichte neue, interessante Pläne. Auch das Engagement zusammen mit BMW in der DTM endete, Zakspeed wurde eines der Mercedes-Teams. Diese Zusammenarbeit endete 1995, mit Opel war dann der nächste Kandidat fällig, nach zwei Jahren war aber schon wieder Schluß. Für ein Jahr arbeitete man mit Porsche zusammen, ein neuer Anlauf in die Formel 1 scheiterte. Spektakulär und sicherlich ein großer Beitrag für die Popularität von Zakspeed waren die Einsätze mit einer Chrysler Viper bei den 24 Stunden-Rennen am Nürburgring. Es folgten diverse Versuche in teilweise exotischen Rennserien wie der Superleague Formula, V8 Star oder der Entwicklung eines Chrysler 300C für die italienische Tourenwagenmeisterschaft. Dann gab es noch den Konkurs 2009 und eine Umstrukturierung, die zur Gründung eines erfolgreichen Bereichs für die Wartung und Restaurierung von Oldtimern führte, ausserdem setzt man seit 2014 einen Mercedes AMG SLS bei den GT Masters ein.

Der zweite Teil ist ein Katalog aller von Zakspeed entwickelten und eingesetzten Rennwagen. Für jedes Auto gibt es ein ausführliches Datenblatt, eine Beschreibung der Entwicklung und einige Fotos, oft auch aus der Werkstatt oder vom Aufbau des Fahrzeugs. Dabei werden auch Projekte gezeigt, die es nicht ins Rennen geschafft haben, wie der Volvo C70, der für die DTM 2000 geplant war, aber leider nicht zum Einsatz kam.

Statistikfreunden kommt eine komplette Ergebnisliste von 1969 bis 2014 entgegen, die Datum, Ereignis, Piloten, Klasse, Ergebnis bzw. Ausfallgrund nennt.

Christian Reinsch hat im ersten Teil eine Gliederung in Themenbereiche gewählt, die sich chronologisch durchaus überschneiden können, was dem Buch eine sehr gute Übersichtlichkeit bringt. Es fällt dadurch auch leicht, bestimmte Kapitel auszuwählen, für die man sich gerade besonders interessiert. Flüssig und unterhaltsam geschrieben ist das auch. Das Layout und die Bebilderung sind sehr großzügig, die Bildtexte in versaler, sehr kleiner Schrift allerdings nicht besonders lesefreundlich. Manche Fotos hätten auch aus Qualitätsgründen nicht unbedingt so groß abgedruckt werden müssen, speziell Modellbauer hätten sich dafür in manchen Kapiteln einige Rennaufnahmen mehr gewünscht. Das Buch ist sehr aufwändig produziert, mit schönem Einband, Lesezeichen und Fadenbindung, 560 Seiten starkes Papier haben natürlich Gewicht (3400 g!). Für die Rennsportbibliothek ist dieses Werk jedenfalls eine wichtige Bereicherung

„Zakspeed . . . mehr als nur ein Rennteam“ ist im View Verlag erschienen, Format: 240mm x 300mm, 560 Seiten, ca. 600 Bilder, ISBN 978-3-945397-02-2, € 79,–

Rezension: Rudi Seidel

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