Dienstag, 10. Februar 2015

Ein Automensch erinnert sich: "Mit der Karre kommste nicht weit . . ." von Halwart Schrader bei Delius Klasing

Mit Freude las ich die Vorankündigung, dass Halwart Schrader, einer der besten und unterhaltsamsten Motorjournalisten, zum 80. Geburtstag seine „automophilen Erinnerungen“ veröffentlichen wird. Nun liegt uns das Buch vor, und soviel sei gleich gesagt, großer Lesespaß ist garantiert!

Interessant schon der Beginn mit der Erwähnung des Großvaters, der Anfang des 20. Jahrhunderts mit Elektrotaxis in Berlin Schiffbruch erlitt. Klar, dass der kleine Halwart, 1935 geboren, sich zuerst mit Briefmarken, Soldaten und Spielzeugeisenbahnen beschäftigte, Autos waren damals noch selten. Aber mit 19 ging es dann um so heftiger los. Vom Borgward Dreiradlieferwagen für 250,- DM über zwei Opel P 4 zum Fiat Topolino startete die Motorisierung und mit dem Lagonda 3 Litre Tourer von 1931 nahm die automobile Karriere Halwart Schraders mächtig Fahrt auf. Zu jedem Auto fällt ihm mindestens eine amüsante Geschichte ein. Man muss das einfach verschlingen, ich konnte das Buch jedenfalls kaum aus der Hand legen. Über einen Opel Blitz Bestattungswagen von 1938 und einen Talbot 15/45 HP von 1929 spannt sich der Bogen zum Maybach Zeppelin des Circus-Krone-Besitzers Carl Sembach, der H. S. allerdings vor der Nase weggeschnappt wurde. Schön auch die Geschichten aus der frühen journalistischen Tätigkeit bei Twen oder die Werbeaktion für die Zigarettenmarke Gauloises, die Schrader als Mitgründer der Werbeagentur Heye & Partner initiierte, und bei der seine zwei Citroen Traction Avant als Hauptgewinne vergeben wurden. Dem Triumph Roadster mit seiner ausklappbaren Schwiegermuttersitzbank und dem Rover P5 „Elephant“ sind zwei weitere Stories gewidmet, auch diese englischen Klassiker bereicherten Schraders Garage.

Es folgen einige kurze Episoden unter dem Thema „Vom Mitnehmen und Mitgenommen werden“, beispielhaft sei erwähnt, wie der Autor 1968 bei einer Frankreichreise mit einem R16-Testwagen verunfallte und von einer hochinteressanten Anhalterin erzählt, die auf dem Weg zu den Studentenprotesten war.

Das dritte Kapitel handelt von Personen und Ereignissen, die sicherlich sehr speziell waren. Begegnungen mit dem monegassischen Rennfahrer Louis Chiron, dem legendären Autohändler „Bunty“ Scott-Moncrieff und anderen im positiven Sinn Autoverrückten sind absolut lesenswert und von Halwart Schrader auch immer mit einem gewissen Augenzwinkern erzählt.

Abschließend stellt der Autor noch seine ganz persönliche Privatgarage aus 12 Autos zusammen. Überraschenderweise befinden sich darin einige „Youngtimer“ wie der erste Audi Quattro, das Mercedes SEC Coupé von 1987 oder der BMW 850 CSi, aber natürlich auch Klassiker wie Austin Healey 3000, Jaguar E-Type oder Citroen DS. Zum Käfer hat H.S. ein ähnlich gespaltenes Verhältnis wie der Autor der Rezension, aber seine historische Bedeutung ist unzweifelhaft.

Wie von Delius Klasing gewohnt, ist das Buch sehr gut produziert, Druck und Wiedergabe der natürlich aus dem Privatarchiv stammenden Fotos sind einwandfrei, das Layout klar und sauber. Für die, die damals schon in der Szene waren, kommen eigene Erinnerungen ans Tageslicht, jüngere Leser bekommen einen Einblick in die „guten, alten Zeiten“ der Oldtimerei. Absolut empfehlenswert!

„Mit der Karre kommste nicht weit . . .“ - Automophile Erinnerungen von Halwart Schrader ist bei Delius Klasing erschienen, 240 Seiten, 149 Fotos und Abbildungen, ISBN 978-3-667-10130-3, 22,90 Euro.

Rezension: Rudi Seidel

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