Donnerstag, 11. Dezember 2014

Packende Biographie: Peter Lindner - Rennsportjahre 1955 - 1964 von Peter Hoffmann und Thomas Fritz im View Verlag

Peter Lindner wurde durch seine wilden Ritte mit Jaguar Limousinen berühmt, sein letztes Rennauto war der wunderschöne Lightweight Low Drag E-Type, von dem Spark ein tolles Modell in 1/43 produziert hat (siehe unser Bericht). Peter Hoffmann, ehemaliger Kfz-Meister und Modellauto-Produktentwickler hat zusammen mit Thomas Fritz, dem Neffen des leider viel zu früh verstorbenen Peter Lindner, nun eine wirklich tolle Biographie veröffentlicht. Wir haben das Buch mit Begeisterung gelesen!

Peter Lindners Kindheit und Jugend waren sehr unstet, bedingt durch den frühen Tod der Mutter und häufige Ortswechsel, bedingt durch die Offizierslaufbahn des Vaters. Schön, dass es auch aus dieser Zeit einige fotografische Dokumente gibt. Nach dem Krieg fand Lindner durch günstige Umstände in Wiesbaden eine Stelle als Autoverkäufer, die anwesenden Amerikaner ließen sich gerne die Leistungsfähigkeit sportlicher Engländer zeigen und kauften eifrig. Der Wunsch nach motorsportlicher Betätigung blieb nicht aus, bei zwei lokalen Rallyes trat das Ehepaar Lindner mit gewissem Erfolg an, einmal auf MG TF, einmal mit dem Käfer Cabrio von Peters Großtante Emma. Dann kam das erste Rennen mit einem Jaguar XK 120 FHC, weitere Aktivitäten wurden dann von einem Unfall unterbrochen, ein amerikanischer Kunde sorgte bei einer Probefahrt für erhebliche Verletzungen und eine längere Zwangspause. Genug Zeit, um weitreichende Entscheidungen zu treffen, also ging es nach England zu Jaguar, um sich als Importeur zu bewerben. Mit Erfolg, ab 1. August 1957 ging es mit neuem Firmensitz in Frankfurt los und im Herbst präsentierte man die Jaguar-Produktpalette auf der IAA. Rallye und Rennen wechselten sich ab, zuerst auf einem Jaguar 3,4 Litre, später auf einem speziell aufgebauten Mk II 3,8 Litre. Bei den großen Tourenwagenrennen war Peter Lindner einer der absoluten Stars, 1961 wurde er Deutscher Rundstreckenmeister der Tourenwagenkategorie. Geschäftlich lief es auch gut, man importierte auch noch Lotus und Aston Martin. Dadurch kam er auch an einen der wenigen DB 4 GT, der logischerweise auch in Rennen eingesetzt wurde. Der E-Type wurde dann ab 1962 gefahren, das erste Coupé wurde Anfang 1963 in Wiesbaden gestohlen und ist nie wieder aufgetaucht. Am 3. Mai 1963 übernahm Lindner seinen Lightweight E-Type mit der Zulassungsnummer 4868 WK, der parallel zu den Einsätzen der MK II Saloons bei diversen Rennen antrat. Im darauffolgenden Jahr ließ er den E-Type bei Jaguar überarbeiten und mit der Low Drag-Karosserie versehen, so wie man ihn heute kennt. Ein grandioser Rennwagen, mit dem Peter Lindner aber leider in Monthléry zu Tode kam.

Das vorliegende Buch beschreibt diese Geschichte chronologisch, Rennen für Rennen, aber auch sonstige für Lindner wichtige Ereignisse. Das Fotomaterial ist grandios, viele private Aufnahmen, Bilder von lokalen Rennen, Porträts, Stimmungsbilder, kein Wunsch bleibt offen. Im Anhang folgen noch Betrachtungen einstiger Weggefährten wie Peter Nöcker, des Technikers Hermann Simon, des Freundes und Konkurrenten Jochen Neerpasch oder auch Nöckers Frau Rose-Marie. Die von Lindner eingesetzten Fahrzeuge sind beschrieben, eine Statistik der Renneinsätze fehlt nicht und schließlich endet dieses feine Buch mit Artikeln über die Restaurierung bzw. Rekonstruktion des verunfallten E-Types.

Inhaltlich ein wirklich gelungenes Werk, der Text liest sich sehr flüssig, ist von einigen wenigen Flüchtigkeitsfehlern abgesehen sauber redigiert und die Fotos sind, wie schon erwähnt, grandios. Das Layout ist im Prinzip ok, allerdings sind die in Extrakästen abgesetzten Bildtexte etwas gewöhnungsbedürftig. Manchen Fotos fehlt aufgrund des gewählten matten Papiers die Brillanz, was allerdings auch der Tatsache geschuldet sein kann, dass es sich teilweise um Amateuraufnahmen handelt.

Wir haben uns jedenfalls sehr gefreut, dass einem der brillantesten Tourenwagen- und GT-Piloten seiner Zeit eine adäquate Biographie gewidmet wurde und meinen, dass dieses Buch in jede Rennsportbibliothek gehört.

Autoren: Peter Hoffmann, Thomas Fritz, 304 Seiten, ca. 350 Bilder, ISBN 978-3-945397-01-5, Preis: € 59,–. Erschienen im View Verlag.

Rezension: Rudi Seidel

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