Freitag, 22. November 2013

Porsche und Ich - Die Erinnerungen von Hans Mezger bei Heel

Lange haben wir auf die Biographie von Hans Mezger, einem der führenden Konstrukteure bei Porsche, gewartet. Jetzt ist sie erschienen und wir konnten darin ausgiebig lesen.

Man könnte meinen, dass über Porsche alles geschrieben ist, aber genau wie Eckhard Schimpfs Piech-Buch eröffnet auch dieses Werk neue Aspekte. Hans Mezger war maßgeblich an den berühmtesten Triebwerken aus Zuffenhausen beteiligt, beginnend bei der Weiterentwicklung des Fuhrmann-Königswellen-Vierzylinders über den Motor des 911, den 12-Zylinder des 917, die TAG-Turbo-Maschine, die über Jahre die Formel 1 beherrschte, bis zum Indianapolis-V8. Das letzte Projekt, der 91er V12-Formel 1 für Arrows Footwork wurde leider gestoppt, bevor er sein Potential zeigen konnte, und zwei Jahre später ging Hans Mezger nach 37 Jahren Porsche in den wohlverdienten Ruhestand. Während meines Fahrzeugtechnikstudiums hatten wir die Möglichkeit einer Exkursion zu Porsche, besonders beeindruckend fanden wir, dass Hans Mezger höchstpersönlich sich Zeit für uns Studenten nahm und eine hochinteressante Gesprächsrunde ermöglichte. Heute weiss ich auch, warum wir damals nicht zur Teststrecke durften; dort liefen nämlich die Tests für den TAG-Turbo im 956-Versuchsträger und dabei wollte man keine neugierigen Zuschauer haben!

Das Buch startet mit Vorworten von Ferdinand Piech und Ron Dennis, dann leiten Hans Mezger und sein englischer Co-Autor Peter Morgan in das Buch ein.

Einer kurzen Beschreibung der Kindheit, Jugend und Ausbildungszeit mit den für diese Generation unvermeidlichen Kriegserlebnissen folgt der Einstieg bei Porsche im Alter von 26 Jahren. Faszinierend für den technikinteressierten Leser, wie Mezger die damalige Vorgehensweise beschreibt. 15.000 Rechenvorgänge an einer Rechenmaschine, um eine Formel für Stößel-Hubwerte zu ermitteln, das können wir und heute nicht mehr vorstellen! Ein Kapitel mit einem für Porsche ungewohnt schlechten Ende war dann der Formel 1-Einsatz 1962, der zugunsten der Serienentwicklung aufgegeben wurde. Vielleicht war das aber auch gut so, denn die Entwicklung des 901 zur Serienreife benötigte alle Ressourcen der damals noch recht kleinen Firma. Mezger war natürlich auch bei den Rennsportwagen vom 906 bis 908 dabei, aber der 917 wurde eines seiner größten und erfolgreichsten Projekte. Die Turboentwicklung folgte, damals noch echtes Neuland. Aufgrund der Erfolge und Erfahrung war es dann möglich, für TAG einen der erfolgreichsten Grand-Prix-Motoren zu entwickeln, drei Weltmeisterschaften in Folge waren der Lohn. Das Ganze liest sich sehr flüssig, wobei technisches Grundwissen den Lesespass zugegebenermassen erhöht, um die Details zu verstehen. Da Mezger auch oft an der Rennstrecke war, gibt es auch genug über Begegnungen mit interessanten Menschen zu berichten. Das Bildmaterial ist hervorragend, neben manch bekanntem Bild aus dem Porsche-Archiv finden sich viele unbekannte Fotos und auch einige Schnappschüsse aus Mezgers Privatalbum, wie auch das Bild vom Familienurlaub: Ehefrau Helga mit hochtoupierten Haaren und zwei Kinder vor dem 911er mit Dachgepäckträger(!).

Wie gesagt, etwas technisches Interesse und Verständnis erleichtert die Lektüre, aber mit diesem Werk ist Peter Morgan und Hans Mezger eine Dokumentation einer grandiosen Epoche im Motorsport, aber auch im Serienbau von Sportwagen gelungen. Das Layout ist klar und übersichtlich, Druckqualität und Fotowiedergabe sind sehr gut, der Text ist abgesehen von wenigen kleinen Flüchtigkeitsfehlern gut redigiert, am Schluss finden sich noch einige Tabellen und ein Reprint eines Vortrags, den Mezger 1972 über die Entwicklung des 917 hielt. 49,90 Euro sind kein Sonderangebot, aber dieses Buch ist sein Geld wert!

„Porsche und Ich - Die Erinnerungen von Hans Mezger“, 216 Seiten, ca. 300 größtenteils farbige Abbildungen, 254 x 254 mm, gebunden mit Schutzumschlag, ISBN 978-3-86852-305-8, erschienen im Heel-Verlag und kostet 49,90 Euro.

Rezension: Rudi Seidel

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