Montag, 20. Mai 2013
Endlich wieder ein deutschsprachiges Buch über die "echte" Mille Miglia - von Leonardo Acerbi bei Heel
Einst das berühmteste Straßenrennen, heute eine Tour für historische Rennwagen: Die Mille Miglia, die von 1927 bis zur Unfallkatastrophe 1957 jedes Jahr hunderte von Rennsport- aber auch Serienfahrzeugen in flottem Tempo durch Italien führte, war schon das Thema einiger Bücher, allerdings zumeist in italienischer oder englischer Sprache. Dem Heel-Verlag ist es zu verdanken, dass das Werk von Leonardo Acerbi über die Geschichte dieses Rennens, das im Original bei Nada Editore erschienen ist, relativ zeitnah auch in einer deutschsprachigen Ausgabe erhältlich ist. Bisher gab es nur Veröffentlichungen über die Revival-Veranstaltungen und ein beim Podszun-Verlag herausgegebenes Buch, wo sowohl die echten Rennen als auch die „Storica“ gewürdigt wurden.
Leonardo Acerbi beginnt mit der Vorgeschichte und den Gründen für die Entstehung der 1000 Meilen und zeichnet sowohl politische als auch sportliche Aspekte auf, wie das ganze Buch lebt auch dieses Kapitel sowohl vom lesbaren Schreibstil als auch von den sehr interessanten und hervorragend reproduzierten Fotos, aber auch historischen Dokumenten. Es folgen Kapitel von 5 bis 8 Seiten pro Rennen, auch hier findet man neben bekannten auch hochinteressante, bisher unveröffentlichte Aufnahmen. Schön, dass auch viele Gruppenbilder bekannter Persönlichkeiten enthalten sind. Die Geschichte der einzelnen Rennen ist kurz erzählt, die wichtigsten Fakten und manche Anekdote fehlen nicht. Oft werden Rennberichte aus alten Zeitungen zitiert, mit dem Schreibstil epischer Heldensagen wirkt das oft recht lustig. Als Ergebnisliste sind nur die ersten Zehn des Gesamtklassements aufgeführt, leider ohne erreichte Zeiten für die 1000 Meilen, hier hätte man sich etwas mehr Informationen gewünscht, auch zumindest die wichtigsten Kalssensieger. Komplette Starter- und Ergebnislisten hätten den Rahmen bei oft mehreren Hundert Startern sicherlich gesprengt, aber statt der fragwürdigen Auflistung der für die Mille Miglia Storica möglichen Fahrzeuge über 15 Seiten wäre schon einiges möglich gewesen.
Das Layout des Buches ist sehr luftig und modern, viele historische Dokumente lockern die Seiten zusätzlich auf. Das Lektorat für die deutsche Ausgabe hat insgesamt sehr gute Arbeit geleistet. Lediglich einige Fehler bei Namen wurden wohl übersehen, wie z.B. 1948 wurde aus dem zweitplatzierten Comirato im Text ein Cominato und aus dem berühmten Maserati-Mann Guerino Bertocchi ein Guarino. Aber darüber sehen wir großzügig hinweg, erfreuen uns auch an vielen Fotos der „Etceterinis“, teilweise gewagter Bastelkonstruktionen meist auf Fiat-Basis, die bei der Mille Miglia das Salz in die Suppe brachten.
Die Empfehlung für diese Buch geht sowohl an Spezialisten, die vielleicht schon mehrere Publikationen über die MM ihr eigen nennen, als auch an Leute, die eine kompakte Übersicht über eines der größten Rennen aller Zeiten haben wollen.
Mille Miglia 1927-1957 von Leonardo Acerbi ist beim Heel-Verlag erschienen, hat 208 Seiten, ca. 220 Abbildungen, ISBN 978-3-86852-702-5, und kostet sehr faire 29,95 Euro.
Rezension: Rudi Seidel