
Donnerstag, 27. Dezember 2012
Can-Am - Die Formel der unbegrenzten Möglichkeiten 1966-1974 von Christian Reinsch bei Petrolpics
Mit dieser Neuerscheinung steht erstmals ein deutschsprachiges Werk über eine der spektakulärsten Rennserien aller Zeiten zur Verfügung. Wir haben uns das Buch genau angesehen:
Als großer Fan der Big Bangers waren wir sehr gespannt, wie der Autor Christian Reinsch an dieses Thema herangegangen ist, und natürlich sei auch ein Vergleich mit den englischsprachigen Standardwerken von Pete Lyons zu diesem Thema erlaubt. Soviel sei zu Beginn gesagt, er hat sich wacker geschlagen. Für die Vorworte konnte man mit Vic Elford und George Follmer zwei ganz wichtige Zeitzeugen gewinnen, vor allem Elfords Aussagen wirken sehr authentisch. Kurz wird die Vorgeschichte der Can-Am abgehandelt, und dann bekommt jede Saison von 1966-1974 ihr eigenes Kapitel, in dem die jeweiligen Neuerungen, der Ablauf und die wichtigsten Ereignisse kurz, aber lesenswert geschildert werden. Die dazu veröffentlichen Bilder sind sehr interessant, da größtenteils unbekannt, gut reproduziert und dank des perfekten Querformats gut angeordnet. Lediglich die Bildunterschriften dürften oft aussagekräftiger sein. Der zweite Teil widmet sich den Marken, die mindestens einmal den Gesamtsieger stellten, also Lola, McLaren, Porsche und Shadow. Deren Entwicklungen sind jeweils komplett dokumentiert, kleine Tabellen mit den hauptsächlichen technischen Daten fehlen nicht und auch in diesem Kapitel finden sich hochinteressante Fotos. Allerdings fehlt manchmal etwas die Ausführlichkeit, z. B. scheinen mir zwei Seiten für die McLaren- Kundenfahrzeuge etwas mager und die Porsche 917 vor 1972 kommen auch relativ kurz. Im 3. Kapitel beschäftigt sich Christian Reinsch dann mit den anderen Herstellern und fördert einige Überraschungen zutage. Dass ein Bizzarini zumindest am Training 1966 teilnahm, kann man zwar aus den Starterlisten in anderen Publikationen lesen, aber Fotos davon waren uns bisher unbekannt, hier sind gleich zwei veröffentlicht. Genausowenig kannten wir bisher Farbbilder des Hoare Mac's-it Special, einem erfolglosen Projekt mit 4(!) 800ccm-Rotax-Motoren. Überhaupt ist dieser Teil sehr gut und bringt Neues gegenüber den bekannten Büchern. In einem 4. Kapitel werden noch die späteren Versuche der Wiederbelebung des Namens Can-Am aufgezeigt, eine historisch interessante Ergänzung. Mit den Rennergebnissen aller Läufe schließt das Buch. Hier zeigt das Werk kleine Schwächen gegenüber CanAm von Pete Lyons, in dem sich sowohl komplette Starterlisten, Startaufstellungen und Rennnummern der einzelnen Fahrzeuge finden. Platz wäre zur Verfügung gestanden, statt unbenannter Fotos, die meist Wiederholungen aus den vorausgegangenen Kapiteln sind.
Insgesamt kann man sagen, dass Christian Reinsch mit seinem ersten Buch ein schönes Werk abgeliefert hat. Für deutschsprachige Leser ist die Geschichte der Can-Am ausführlich genug wiedergegeben, und selbst für Spezialisten enthält das Buch ausreichend Neues, um es im Regal neben die erwähnten Titel von Pete Lyons zu stellen. Die Gesamtqualität ist, wie von Petrolpics gewohnt, sehr gut. Bildwiedergabe, Druck, Layout und Lektorat (bis auf kleine Unaufmerksamkeiten) haben sauber gearbeitet, der Text ist flüssig und gut formuliert. Wie wäre es jetzt mit einem vergleichbaren Buch über die Interserie?
Can-Am, die Formel der unbegrenzten Möglichkeiten 1966-1974 von Chriatian Reinsch ist bei Petrolpics erschienen, 352 Seiten - 179 Farbbilder - 145 s/w-Bilder, ISBN-10: 3940306234 und kostet 49,- Euro. Bestellbar direkt bei Petrolpics oder bei den üblichen Anbietern.
Rezension: Rudi Seidel