
Donnerstag, 23. Februar 2012
Maestro Fangio und seine Mercedes in einem neuen Buch von Hartmut Lehbrink
Nun also noch ein Buch über Juan Manuel Fangio, den viele für den größten Rennfahrer überhaupt halten. Hartmut Lehbrink ist bekannt als früherer Mitarbeiter von „Auto Motor und Sport“, sowie als Autor mehrerer Bücher. Er teilt sein Opus ein in hauptsächlich fünf Kapitel: Herkunft/Familie, die Rivalen der Rennbahn, die verschiedenen Mercedes-Rennwagen, das Leben nachher und die Stimmen der Zeitgenossen. Alles unter Beschränkung auf die Mercedes-Zeit. Was vermisst wird, sind nicht nur Rivalen wie Karl Kling oder Peter Collins, sondern die eigentliche Geschichte der beiden Saisons 54/55, in denen Fangio bekanntlich zwei seiner fünf WM-Titel holte. Diese Rennhistorie wäre spannend, zumal Mercedes dank einiger zweiter Plätze Fangios hinter Moss auch noch 1955 die Sportwagen-WM holte. Aber wahrscheinlich meinte der Autor, dass das Thema schon ausgereizt ist. Günther Molter schrieb schon früh die erste Biographie in Deutsch (mehrere Neuauflagen), Roberto Carozzo, Stirling Moss' Pirelli-Album, Herbert Völkers „The One and Only“ mit Fotos von Peter Vann im Werk „Mythos Mercedes“ und unendlich viele Artikel in Journalen folgten.
Die Mercedes-Zeit war zweifellos der Höhepunkt in Fangios Karriere. Beide profitierten voneinander – Fangio war der beste Fahrer, Mercedes hatte die besten Autos und die beste Organisation.
Lehbrink gewährt dem Leser interessante Einblicke in das Leben des liebenswerten Menschen Fngio durch die Berichte noch lebender Zeitgenossen, darunter Hans Hermann, Stirling Moss und Tony Brooks, und vor allem das Zeugnis seiner Freundin Lily di Benedetti, einer noblen Juristin aus Buenos Aires. Fangios Ausstrahlung und Freundlichkeit müssen umwerfend gewesen sein. Er war nie verheiratet, besaß keinen Führerschein und sprach nicht Englisch. Zu einer Zeit, als der Rennsport viele Todesopfer forderte, gewann er knapp die Hälfte seiner Formel 1-Rennen. Nach seiner Mercedes-Zeit musste sich Fangio einen neuen Arbeitgeber suchen. Seine Wahl fiel auf Enzo Ferrari, der ihm sagte, dass es eine Ehre wäre, für Ferrari zu fahren. Die Antwort lautete: „Fangio hat genug Ehre.“
Dem Autor gebührt der Verdienst, speziell für jüngere Leser die große Zeit des Maestro noch einmal in Erinnerung zu rufen, auch zu sehen, wie es heute im Geburtsort Balcarce aussieht und viele auch private Informationen über Juan Manuel Fangio gesammelt zu haben. Natürlich kennt man viele der Fotos aus anderen Quellen, dennoch ist Lehbrinks Werk spannend zu lesen und vermittelt auf lebendige Weise das Gefühl der 50er Jahre.
Deshalb von uns eine klare Empfehlung für dieses Buch!
„Fangio & Mercedes Benz – Bündnis der Besten“ von Hartmut Lehbrink ist im Heel-Verlag erschienen, Text in Deutsch und Englisch, 192 Seiten, 200 Abbildungen, ISBN 978-3-86852-551-9, 29,90 Euro.
Besprechung: Rudi Seidel/Reinhard Colsman