Montag, 29. April 2024
auto & modell unterwegs: Retro Classics 2024 in Stuttgart
Die Retro Classics ist seit diesem Jahr unter neuer Leitung, ich war gespannt, ob sich das ausgewirkt hat. Auf jeden Fall wurde die Messefläche verkleinert, vom üblichen Eingang Ost ging es diesmal nur noch rechts herum in die Hallen mit den ungeraden Ziffern. Lediglich die Halle 6 auf der linken Seite mit Privatmarkt und der Modellautobörse Automania wurde belegt und war dadurch etwas abseits. Wie mir ein italienischer Händler erzählte, tat das seinem Umsatz keinen Abbruch, er war bereits am ersten Tag sehr zufrieden. Die Besucher, die allerdings sofort in die Halle 1 strömten, haben vielleicht die im Foyer untergebrachte Bitter-Sonderschau verpasst und das wäre schade gewesen. Vom Intermeccanica Indra, den der kürzlich verstorbene Erich Bitter in Deutschland verkaufen wollte, über die Eigenkreationen CD und SC bis zu aktuellen veredelten Fahrzeugen reichten die präsentierten Autos, einer der Höhepunkte dieser Messe. Die teils etwas hochtrabend angekündigten Jubiläen wie 60 Jahre Ford Mustang oder 40 Jahre Lancia Thema und 30 Jahre Lancia Kappa erwiesen sich als von den jeweiligen Clubs mit deren begrenzten Mitteln ausgerichtete Stände, immerhin gab es für die italienischen Autos sogar einen interessanten Sonderdruck. Die Lancia Kappa Limousine in Langfassung für Giovanni Agnelli mit vom Avvocato geforderten Sonderausstattungen wie Velourssitzen im Fond oder besonders großem Aschenbecher für den leidenschaftlichen Zigarrenraucher dürfte für die meisten Besucher unbekannt gewesen sein.
Werksseitig waren nur die Platzhirsche Mercedes Benz und Porsche vertreten, dazu noch BMW. Für die Messebesucher wurden aus den Museen bzw. Archiven einige Stücke gezeigt, die allerdings wenig Neues boten. Laut der Pressemitteilung des Veranstalters waren die anwesenden Händler mit den Kontakten und dem Verkauf zufrieden, bei 2.000 angebotenen Fahrzeugen und rund 70.000 Besuchern sollte sich schon etwas bewegt haben.
Insgesamt war die Messe aus meiner Sicht ganz nett, es ist ja schön, den einen oder anderen mal wieder zu treffen, allerdings bin ich mir nicht sicher, ob eine weitere Anreise lohnenswert ist, dazu fehlten mir die wirklichen Raritäten und Highlights. Schade war auch, dass zum Beispiel der italienische Buchhändler Gilena auf Stuttgart verzichtet hat, es war immer schön, in so manche Neuerscheinung einen Blick zu werfen. Und irgend etwas fand man am Ende doch bei ihm. Dass er hingegen in Essen bei der Technoclassica vertreten war, spricht schon Bände.
Mal sehen, wie die Retro Classics sich nächstes Jahr zeigt, die Zeiten für Messen sind natürlich nicht einfach, wenn allerdings mehr branchenfremde Aussteller dazu kommen, die dort Polstermöbel, Strandkörbe oder Whirlpools verkaufen wollen, leidet das Niveau stark.
Unsere Fotoauswahl zeigt die Bitter- sowie die Mustang-Ausstellung und einige interessante Fahrzeuge, auffallend, dass man gerne die Stände mit Rennsportwagen aufwertete.
Fotos: Rudi Seidel und Joachim Hambücher, Text: Rudi Seidel