
Donnerstag, 6. Juli 2023
Der Käfer als Rennauto und ein Wohnmobil mit Porsche-Motor - Autocult im Juli
Für VW- und Porsche-Fans gibt es im Juli Grund zur Freude: Mit einem ganz frühen Rennwagen auf Käfer-Basis und einem 50er Jahre Wohnmobil mit Porsche-Boxermotor ist man wieder sehr exotisch unterwegs. Dazu gibt es noch ein Werbefahrzeug für den Reifengiganten Goodyear und einen italienischen Prototypen auf Volvo-Basis:
VLK Rennsportwagen 1947
Der Motorradrennfahrer Kurt Kuhnke war nach 1945 einer der ersten, der die Idee hatte, ein Rennauto auf Basis des Volkswagens zu entwickeln. Mit Hilfe von Beziehungen und viel Ehrgeiz entstand in einer früheren Zwangsarbeiterbaracke nahe des VW-Werks ein aerodynamisch geformtes Coupé. Auch die damals noch britische Führung duldete das Vorgehen unter der Bedingung, dass das Auto außerhalb des Werks entstand und nicht den Namen VW tragen durfte. Zwei Wolfsburger Firmen waren für den Rohrrahmen und die Aluminiumkarosserie zuständig. Bereits im August 1947 konnte Kuhnke zum ersten Mal an den Start gehen, tatsächlich holte er gleich einen Sieg beim Braunschweiger Autobahnrennen. Das Autocult-Modell trägt die Startnummer 7 vom zweiten Einsatz beim Hamburger Stadtparkrennen, dort wurde Kuhnke Zweiter. Später wurde der VLK (= Vollstromlinien-Leichtbau-Konstruktion) zum Roadster umgebaut und an Richard Trenkel verkauft. Mehr zur Geschichte dieses Fahrzeugs findet man in Eckhard Schimpfs Buch „Prinzenpark“, das 2011 bei Delius Klasing erschienen ist.
Tempo/Porsche Mikafa Sport Camper 1955
Die Firma Mikafa (=Mindener Karosserie- und Fahrzeugbau GmbH) kam über den Anhängerbau zur Herstellung hochwertiger Wohnwagen und bald auch zu selbstfahrenden „Reisemobilen“, wie man diese neue Sparte nannte. Mitte der 50er Jahre entstanden vermutlich drei ganz spezielle Exemplare. Auf Basis des Tempo Matador baute man besonders luxuriöse Aufbauten, dazu kam die Antriebseinheit aus dem Porsche 356, die unter den Vordersitzen platziert wurde und dementsprechend als Frontantrieb ausgelegt war. Das Vorbild des Autocult-Modells wurde übrigens 2019 bei einer Auktion in Kalifornien für 187.200 $ verkauft.
Buick „Goodyear Airwheel“ Promotion Bus 1929
Die „Goodyear Tire and Rubber Company“ führte 1929 eine vollkommen neue Art von Reifen ein, nämlich einen Niedrigdruckreifen, im Firmenslogan als „Air Wheel“ bezeichnet. Für Werbezwecke produzierte das Unternehmen einen riesengroßen Reifen mit einer Höhe von 3,6 Metern. Um diesen Reifen landesweit zu zeigen, ließ das Werk bei der Firma „Flxible Co“ einen besonderen Wagen anfertigen. Basis des Gefährts war ein Buick, Baujahr 1929, dessen Fahrgestell verlängert und mit einer Art Busaufbau versehen wurde. Das Hauptaugenmerk ging aber nicht vom Kleinbus aus, sondern von dem mächtigen großen „Air Wheel“, das über eine Schwingarmvorrichtung, die am Heck angebracht war, im wahrsten Sinne des Wortes als fünftes Rad am Wagen hinterhergezogen wurde. Das Show-Fahrzeug fuhr auf seiner Werbetour durch 24 Staaten der USA, war dabei zwei Jahre unterwegs und spulte insgesamt 12.000 Meilen ab.
Volvo 1800 ESC Viking Coggiola 1971
Wenn Volvo nicht aus dem 1800 S Coupé den berühmten „Schneewittchensarg“ 1800 ES gemacht hätte, wäre dieser Entwurf von Sergio Coggiola ein möglicher Nachfolger gewesen. So blieb es beim Prototypen, der erstmals 1971 in Paris in weiß präsentiert wurde. Nach weiteren Auftritten bei Messen wurde der Volvo in Spanien verkauft und irgendwann eben in rot neu lackiert. 2017 soll er zum Verkauf angeboten gewesen sein, dafür habe ich allerdings noch keinen Nachweis gefunden, zumindest befand er sich 2021 immer noch in Spanien. Die 1966 gegründete Coggiola Carrozziere Spa existiert noch heute als einer der angesehensten Spezialisten für den Bau von Prototypen, unter anderem auch für Mercedes.
Fotos: Autocult, Texte: Autocult und Rudi Seidel