Freitag, 2. Oktober 2020

Autocult im Oktober, Simca, Wartburg-Mercedes und ein norwegischer Prototyp

Drei sehr unterschiedliche Modelle erwarten den Autocult-Sammler im Oktober: Während der Simca Plein Ciel für diesen Hersteller schon fast zu unspektakulär scheint, sind die anderen beiden Neuheiten ganz auf der Linie des Teams von Thomas Roschmann. Das Autocult-Buch für 2020 ist übrigens auch bereits angekündigt, vom dazugehörigen Jahresmodell wurde allerdings noch nichts verraten.

Simca Aronde Plein Ciel 1957

Nachdem Simca mit der Aronde sich erstmals mit einer Eigenkonstruktion dem Markt stellte, vorher baute man nur abgewandelte Fiat-Modelle in Lizenz, entstand der Wunsch nach etwas eleganteren, extravaganten Coupé- und Cabriovarianten. Das Cabrio bekam den Namen Océane, das bis auf den Dachaufbau gleiche Coupé wurde Plein Ciel getauft. Aus Kapazitätsgründen wurde die Produktion zur Firma Facel verlagert, die bereits die Vorgängermodelle auf Fiat-Basis bauten. Facel wurde ja vor allem durch die Luxuscoupés Facel-Vega berühmt. Natürlich waren Océane und Plein Ciel keine Sportwagen, sondern elegante Fahrzeuge für den Boulevard. Die teure Fertigung hatte ihren Preis, so blieb es in sechs Jahren bei rund 6.000 Stück, für einen Großserienhersteller kein wirklich lohnendes Geschäft.

Lysell Rally 1951

Ein Schwede, der kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in Norwegen eine Automobilproduktion beginnen will und dazu mit einer Flugzeugfabrik zusammenarbeitet, das ist schon eine verrückte Geschichte. Aus dem amerikanisierten Namen des Gründers Ralph Lysell entstand die Typenbezeichnung, die nichts mit dem Rallyesport zu tun hatte. Die Karosserie entstand aus Restteilen einer geplanten Flugzeugproduktion, die nie zustande kam, von Ford kam das Triebwerk, während das Chassis eine Eigenkonstruktion Lysells war. Mehr als vier oder fünf Prototypen wurden nie gebaut, die Pläne für ein Taxi und gar für einen LKW wurden nie realisiert, so kam es nie zu einer nennenswerten Automobilproduktion in Norwegen. Aber der Rally mit seinen Flugzeugdesignanklängen ist sicherlich ein spannendes Fahrzeug.

Wartburg-Mercedes 1956

Von diesen Umbauten habe ich noch nie gehört, aber in der damaligen DDR war ja nichts an Improvisation unmöglich. Eine Firma Schwarze in Görlitz kam auf die Idee, noch vorhandene, aber marode Vorkriegs-Mercedes 170 V mit einer moderneren Karosserie zu versehen und kombinierte das Chassis mit dem Aufbau des aktuellen Wartburg 311, den man von Unfallfahrzeugen bekam. Natürlich waren Umbau- und Anpassungsarbeiten vonnöten, aber Oskar Schwarze war ein findiger Kopf und fähiger Karosseriebauer. Vor allem diverse Taxifahrer in Görlitz gehörten zu den Kunden, immerhin 14 Stück wurden gebaut. Dazu kamen noch eine zweifarbige "Luxuslimousine" sowie ein Kombi und ein Coupé. Nach diesen 17 Autos war 1960 Schluss, der Meister hatte sich vor dem Mauerbau in den Westen verabschiedet. Mindestens einer der Wartburg-Mercedes hat übrigens überlebt.

Fotos: Autocult, Text: Rudi Seidel

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