Sonntag, 8. Dezember 2019
Echt jetzt? Ferrari 312 T8 und andere Dezember-Neuheiten von Autocult, Avenue 43 und Masterpiece
Die leicht verspäteten November-Neuheiten sind noch nicht im Handel, schon präsentiert Autocult die letzte Lieferung, wie gewohnt mit dem Jahrbuch und einem sehr speziellen Modellauto.
Ferrari 312 T8
Mitte der 70er Jahre kamen einige Formel 1-Projekte mit mehr als zwei Achsen auf, das Reglement erlaubte damals noch solche Eskapaden. Williams und March unternahmen Versuche mit zwei angetriebenen Hinterachsen, diese Autos konnten immerhin später bei einigen Bergrennen Erfolge erzielen. Tyrrell ging mit dem P34 einen anderen Weg, man wollte vor allem die Aerodynamik durch zwei hintereinanderliegende, gelenkte Vorderachsen mit sehr kleinen Rädern verbessern. Das klappte Anfangs recht gut, immerhin konnte Jody Scheckter mit dem P34 sogar den GP Schweden gewinnen. Allerdings scheiterte das Projekt vor allem daran, dass Goodyear die Reifenentwicklung für diesen Exoten praktisch einstellte, nach zwei Jahren kam Tyrrell vom Sechsradrenner ab. Ferrari fuhr Versuche mit doppelten Hinterrädern wie z.B. früher die Bergrenner der Auto Union, mit den breiten Walzen wäre das sicherlich nicht praktikabel gewesen. Und dann kam ein Foto eines achträdrigen 312 T in einer Zeitschrift, ich vermute Autosprint, das für Furore sorgte, sich aber letztlich als Fotomontage herausstellte, was damals ohne Photoshop oder andere Bildbearbeitungssoftware schon eine Kunst war. Jedenfalls hat Autocult daraus sein Jahresmodell geschaffen, wieder einmal ein nicht reales Vorbild, das es aber jetzt in 1:43 gibt.
Buch Autocult Edition 2019
Bereits seit 2015 gibt es diese Jahrbücher, in denen die Geschichte der meist ungewöhnlichen Vorbilder, die Autocult miniaturisiert, ausführlicher geschildert und mit historischen Aufnahmen dokumentiert wird. Für den Sammler dieser Modelle, aber auch für den automobilgeschichtlich interessierten Leser hochinteressanter Stoff. Dieses Jahr umfasst das Buch 184 Seiten, eigentlich schade, dass man die ebenfalls sehr interessanten Autos der Nebenlinie Avenue 43 unerwähnt lässt. Das Buch kann man wie immer einzeln oder zusammen mit dem Jahresmodell kaufen, das Modell gibt es 333x, aber nur zusammen mit dem Buch.
PZInz 403 Lux-Sport 1936
Dieses Modell dokumentiert den Versuch, in den 30er Jahren eine eigene Automobilindustrie in Polen aufzubauen. Zu dieser Zeit existierten nur Montagewerke von Citroen, General Motors und Fiat in dem politisch immer wieder gebeutelten Land. Ein durchaus anspruchsvolles Konzept stellte der Lux-Sport dar, Ein 3,8-Liter V8 eigener Konstruktion sollte über ein Cotal-Vorwählgetriebe diese 7-sitzige Stromlinienlimousine antreiben. Allerdings stoppte die Annexion Polens durch Deutsche und Russen auch dieses Projekt. Immerhin blieb ein Chassis erhalten, derzeit kümmert sich ein polnischer Verein um den Wiederaufbau dieses Stücks Technikgeschichte.
Clark Cortez Astronaut Van 1969
Beim ersten NASA-Einsatz, der Menschen auf den Mond bringen sollte, war dieser Van ein nicht unwichtiger Nebendarsteller, mit ihm wurden nämlich die Astronauten in ihren Raumanzügen zur Apollo-Kapsel transportiert. Der speziell für diese Zwecke ausgestattete Kleinbus wurde noch einige Jahre eingesetzt, bis er durch ein größeres Modell erstzt wurde und kann heute im Besucherpark des Raumfahrtzentrums in Cape Kennedy/Florida bewundert werden. Ein passendes Modell zum 50-jährigen Jubiläum der ersten bemannten Mondlandung.
De Soto Firesweep Ambulance 1957
Für Autocult ein eher gewöhnliches Vorbild stellt dieser amerikanische Krankenwagen auf Basis eines De Soto Firesweep dar. De Soto war eine Untermarke von Chrysler, die preislich unter der Hauptmarke, aber auch oberhalb von Plymouth und Dodge angesiedelt war. Für 1957 wurden alle Fahrzeuge des Konzerns mit einem völli neuen Design von Virgil Exner auf den Markt gebracht, damit begann die Zeit der überdimensionalen Heckflossen. De Soto überlebte allerdings nur bis 1961, dann stellte man die Marke ein. Auf dem 1:43-Modellmarkt gab es schon einige dieser speziell karossierten amerikanischen Krankenwagen, dennoch ist dieser De Soto ein sehr schönes Vorbild, dessen Modell Liebhaber finden wird.
Mercedes 300 SLS Porter
Auch wenn dieses Auto auf den ersten Blick wie einer der erfolgreichen Rennsportwagen des Typs 300 SLR aussieht, haben wir etwas anderes vor uns, nämlich einen der vielen sogenannten Road Race Specials aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Chuck Porter, Besitzer einer Karosseriewerkstatt in Hollywood, entdeckte das Wrack eines 300 SL Flügeltürers, das er mit einer neuen Karosserie aufbaute und diverse Rennen bestritt. Das "S" hinter dem SL meint übrigens nicht Special oder ähnliches sondern "Scrapyard", also Schrottplatz. Mehr zu diesem Unikum, wenn wir das Modell präsentieren.
Serenissima 308V Jet 1966
Der italienische Graf Volpi, Gründer des Rennstalls Scuderia Serenissima, wollte auch eigene Autos produzieren, erstes Ergebnis war der 308V, ein auf dem unglücklichen Projekt ATS 2500 basierendes Rennsportcoupé mit eigenem, auf dem Triebwerk des ATS basierenden 3-Liter V8. Auch hier folgt bei uns eine Modellvorstellung mit mehr zur Geschichte der Serenissima-Autos.
Alfa Romeo Giulia SS Prototipo Bertone 1964
Giorgetto Giugiaro, der junge Chefdesigner von Bertone, schuf diese Studie als möglichen Nachfolger der rundlichen, noch von Franco Scaglione gezeichneten Giulia SS. Typisch für seinen damaligen Stil die glatten Flächen und groß dimensionierten Glasflächen, genau das Gegenteil unseres heutigen Autodesigns! Das Auto wurde an Alfa Romeo ausgeliefert, aber das Projekt nicht weiterverfolgt. Heute steht das Coupé im Werksmuseum von Alfa Romeo.
Fotos: Autocult, Text: Rudi Seidel