Sonntag, 23. September 2018

Neue Überraschungen von Autocult: Mathis, Wanderer, Mercedes und zwei Japaner

Mit der neunten Auslieferung 2018 zeigt Autocult gewohnt interessante, aber auch kuriose Vorbilder. Der Mathis als Kleinwagenkonzept und der Mercedes im Schweizer Stil sind unsere Favoriten, Freunde der Anfänge der Motorisierung dürfen sich auf das Wanderer Puppchen freuen. Die beiden Japaner zeigen, wie man sich im Lande der aufgehenden Sonne Sportwagen vorgestellt hat.

Mathis VL 333 1942

Emile Mathis, der Schöpfer dieses Kleinwagens, war bereits vor dem ersten Weltkrieg einer der einflussreichsten Autokonstrukteure. In den 30ern kam es zu einer Partnerschaft mit Ford, daraus entstand die französische Variante des V8, der Matford. Während des Zweiten Weltkriegs gründete Mathis ein Konstruktionsbüro in New York, dort entstanden die ersten Entwürfe des Kleinwagens, der 1946 in Paris präsentiert wurde. Drei Räder, drei Sitze, Aluchassis, aerodynamische Form (cw 0,28) von Jean Andreau, einem französischen Stromlinienpionier, Vorderradantrieb sowie ein Zweizylinder-Boxer mit 707 ccm und 15 PS waren die Eckpunkte, bei einem Leergewicht von rund 200 kg sollte ein Verbrauch von 3 Liter/100 km erreicht werden. Daraus entstand die Typenbezeichnung VL 333 (Véhicule Légère = Leichtfahrzeug, 3 Räder, 3 Sitze, 3 Liter Verbrauch). Leider fehlte die finanzielle Unterstützung, weshalb nur einige Prototypen entstanden, von denen einer noch existiert.

Wanderer Puppchen 1914

Die später in der Auto Union aufgegangene Marke Wanderer wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch einen Kleinwagen bekannt. Der als W1 bezeichnete Kleinwagen mit zwei hintereinanderliegenden Sitzen und einer eher konventionellen Auslegung mit Frontmotor und Hinterradantrieb kam beim noch nicht allzu zahlreichen Käuferpublikum relativ gut an. Stetige Weiterentwicklung ließ die Karriere des kleinen Autos auch noch nach 1914 weitergehen, bis sich Wanderer größeren Automobilen widmete. Im Volksmund kannte man den W1 und seine Nachfolger als "Puppchen". Autocult präsentiert uns eine hübsche Variante, einen kleinen Lieferwagen, typisch für die Zeit.

Mercedes Benz 230 W153 Cabriolet Graber 1939

Der 1939 präsentierte 230 W153 konnte aufgrund der Ereignisse kein großer Erfolg mehr werden, dennoch bauten die ersten Nachkriegsmodelle aus Stuttgart technisch und formal auf diesen Grundlagen auf. Vor allem die viertürige Limousine und das Cabriolet A zeigten die neue Formensprache der Marke, die im 170S und 220 der Nachkriegszeit ihre Fortsetzung fand. Konstruiert wurde der W153 übrigens von Gustav Röhr, der bis 1931 selbst Autos produzierte, dann über Adler als Oberleiter Entwicklung und Konstruktion zu Daimler-Benz wechselte. Röhr verstarb allerdings bereits im August 1937, so dass seine Mitarbeiter die Produktionsreife des neuen Autos erreichen mussten.
Neben den Werksaufbauten gab es natürlich immer betuchte Menschen mit Sonderwünschen, in diesem Fall einen Textilindustriellen aus dem schweizerischen Langenthal, der bei Graber in Wichtrach vorstellig wurde, damals einem der renommiertesten eidgenössischen Carrossiers, der von 1926 bis 1969 etwa 800 Aufbauten schuf, größtenteils hochelegante Cabriolets. So gelang ihm auch, eine recht gelungene Verbindung aus Mercedes-Styling und einer an einen Bugatti 57 aus gleichem Hause erinnernden, langgestreckten Heckpartie zu schaffen.

Yamaha A550X 1964

Die mit Motorrädern bekannt gewordene Marke Yamaha hatte die Ambition, komplette Autos zu entwickeln, da kam den Chefs gerade recht, dass Nissan ein Sportwagenprojekt plante und dafür ein Triebwerk suchte. So entstand das Projekt A550X, das allerdings aufgrund von Querelen zwischen den beiden Firmen nicht weiterverfolgt wurde. Yamaha war dann aber an der Entwicklung des Konkurrenzprodukts Toyota 2000 GT beteiligt, der gewissermaßen Gene des ursprünglichen Nissan-Projekts in sich trug und trotz übersichtlichem Verkaufserfolgs zur Entwicklung der Z-Sportwagen führte.

Toyota EX-1 1969

Diese auf der Tokyo Motor Show 1969 präsentierte Studie war ein Vorbote der Celica, allerdings mit stärkerer aerodynamischer Ausprägung, wie auch der Dachspoiler demonstriert. An eine Serienfertigung wurde von Haus aus nicht gedacht. Dennoch ein interessantes Design, das zeigt, wie Japan sich internationalen Standards annäherte.

Fotos: Autocult, Text: Rudi Seidel

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